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BSVÖ: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Der Preis des Widerstandes.

  • Tage der Gewalt gegen Frauen III © BSVÖ IG

Am 25. November haben die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen begonnen. Was diese Gewalt mit Widerstand und mit Auflehnung gegen alte Strukturen hat und welche Rolle drei dominikanische Schwestern darin spielen, das betrachten wir in Teil drei der Reihe genauer.

Hashtags gegen die Unsichtbarkeit

Es war 2017, als der Hashtag MeToo wie ein Erdbeben durch die Medienwelt donnerte und so einige alte Gebäude zum Einstürzen brachte. Seither ist #MeToo zu einem Schlagwort geworden, das aus der Debatte um sexuelle Übergriffigkeit, um Belästigung und strukturellen sexuelle Missbrauch nicht mehr wegzudenken ist.

Der Begriff „Me too“ (zu Deutsch: „Auch ich“) erhielt schon 2006 durch die Aktivistin Tarana Burke Bedeutung: damals wurde er im Rahmen einer Kampagne um sexuelle Gewalterfahrungen unter Schwarzen Frauen geprägt. Große Popularität aber erlangte er, als Alyssa Milano 2017 mit #MeToo den US-amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein öffentlich der sexuellen Nötigung beschuldigte. Überwältigende Reaktionen zeigten schnell, dass das Grundproblem tief sitzt: #MeToo wurde zum erschreckenden Spiegelbild einer Gesellschaft, in der sexuelle Gewalterfahrungen für Frauen jeder Altersgruppe und jeder gesellschaftlichen Stellung auf der Tagesordnung stehen können.

Widerstand gegen Gewalt

Kamen durch die #MeToo Debatten Steine ins Rollen und regte sich hier kollektiver Widerstand gegen Personen, die Hierarchien und Machtstrukturen missbrauchten, zog sich die juristische Klärung vieler Fälle schleppend dahin. Dennoch wurde durch den Hashtag und die Möglichkeit der gemeinsamen Stimmfindung ein Diskussionsraum aufgemacht, den es in dieser Form zuvor nicht gegeben hatte.

MeToo bündelte zu lang ertragene Notstände und unsichtbare Gewalt gegen Frauen und machte sie medienwirksam als Zeichen gegen Missbrauch und gegen Gewalterfahrunge öffentlich.

Gewalt gegen Widerstand

Sich gegen ein herrschendes System aufzulehnen, setzt viel Kraft, Mut und Ausdauer voraus. Die Geschichte zeigte, dass ebenjenes Auflehnen erst recht zu Gewalterfahrungen führen kann: Frauen, die sich nicht den (patriarchalen) Herrschaftsstrukturen beugten und die sich womöglich öffentlich widersetzten, lebten und leben weltweit gesehen äußerst gefährlich.

Noch immer wird Frauen, die sich nicht in familiäre Erwartungshaltungen fügen Gewalt angetan. Noch immer werden Frauen. die sich gegen politische oder religiös motivierte Systeme richten vermehrt Opfer einer als gerechtfertigt hingestellten Gewaltausübung. Selbst schuld sei die Ehebrecherin, die für ihr Handeln womöglich mit dem Leben bezahlt, selbst schuld sei auch das Opfer sexualisierter Gewalt, das sich „unsittlich“ gekleidet hätte. Solange Rechtfertigungsprozesse hinter Gewaltverbrechen und hinter sexueller Übergriffigkeit stehen kann und durch gewisse Gruppierungen tradiert wird, scheint auch ein Ende der Gewalt gegen Frauen, die sich scheinbar nicht fügen, nicht in Sicht.

Der Preis der Systemkritik

Traurige Berühmtheit erlangten die Schwester Mirabal, die für ihre Regimekritik an dem dominikanischen Diktator Rafael Trujillo 1960 zu Tode gefoltert wurden. "Las Mariposas" – die Schmetterlinge – wurden die vier Schwestern genannt, die gemeinsam mit anderen Verbündeten einen Aufstand gegen das diktatorische Regime unternahmen – und damit scheiterten. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis wurden drei der vier Schwestern auf der Heimfahrt ermordet. Dies geschah am 25. November 1960.

1999 erklärten die Vereinten Nationen den 25. November in Gedenken der Ermordeten zum Internationalen Tag der zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.

Verstecken: keine Option!

Widerstand gegen Familienstrukturen, gegen Partner, gegen Verwandte endet für viele Frauen im Femizid. Dennoch bleibt der Widerstand gegen die erfahrene Gewalt und gegen existierende Systeme der Unterdrückung, des Missbrauchs und der Diskriminierung ein notwendiger Faktor im Kampf für Verbesserung der Lebensumstände. Aktionstage wie die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, Demonstrationen für die Rechte von Frauen und Proteste gegen Missstände sind das tägliche Brot für eine Gesellschaft, die Gewaltprävention ernst nehmen und strukturelle Gewalt aufbrechen muss. 

Teil 1 „BSVÖ: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Normalzustand des Untragbaren.“ finden Sie unter folgendem Link: https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/1662/BSVOe-16-Tage-gegen-Gewalt-an-Frauen-Normalzustand-des-Untragbaren

Teil 2 „16 Tage gegen Gewalt an Frauen mit Behinderungen. Mehrfachdiskriminierung und Mehrfachgewalt..“ finden Sie unter folgendem Link:https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/1687/16-Tage-gegen-Gewalt-an-Frauen-mit-Behinderungen-Mehrfachdiskriminierung-und-Mehrfachgewalt

Weiterführende Links

Artikel: "Widerstand gegen sexualisierte Gewalt: Bestandsaufnahme und Kritik":

https://www.gender-blog.de/beitrag/widerstand-gegen-sexualisierte-gewalt

Artikel: "Konferenz: Feministischer Widerstand weltweit": https://www.dw.com/de/konferenz-feministischer-widerstand-weltweit/a-61833520

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