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Wie sehr brauchen Sie Barrierefreiheit?

Test!

  • Barrierefreiheit Test © bsvö

Aus der Durchblick-Reihe:

Barrierefreiheit? Das ist doch nur was für Menschen mit Behinderung! Oder doch nicht? DI Doris Ossberger, Leiterin des Referats für barrierefreies Bauen hat einen Test für Sie zusammen gestellt! Finden Sie heraus, wie sehr Sie von Barrierefreiheit profitieren...

 „Zu uns ins G’schäft kommen sowieso keine Behinderten.“, „An die Blinden haben wir gedacht, da haben wir eine Rollstuhlrampe!“ oder „Die Schilder in Gebäuden kann ich oft selbst nicht g’scheit lesen – da geht’s ja eh niemandem besser als den Sehbehinderten.“ Sätze, die ich nicht mehr hören kann – und doch erschreckend oft hören muss.

Sätze, die meistens nicht einmal böse gemeint sind. Und trotzdem: Sie zeigen, wie gering nach wie vor das Bewusstsein dafür ist, wer eigentlich aller von barrierefreier Gestaltung profitiert, wie viele Menschen darauf angewiesen sind und wie breit gefächert die Maßnahmen sind, die sie ausmachen. Ich hätte den erhobenen Zeigefinger ja an sich immer bei der Hand. Aber leider hat der noch selten geholfen jemandem zu vermitteln, dass etwas in Wirklichkeit nur zu seinem eigenen Besten ist.

Und deshalb versuchen wir es heute einfach einmal so – sine ira et studio, wie man so schön sagt, also im Prinzip ganz wertfrei: Aus den Erfahrungen von verschiedenen Personen mit und ohne Behinderungen in meinem Bekanntenkreis habe ich einen kleinen Test im Stile der guten alten „Psychotests“ in vielseits geschätzten Jugend- oder Wochenendzeitschriften zusammengebastelt. Den Anspruch auf Hochwissenschaftlichkeit wie ebendiese erhebt er natürlich nicht – also haben Sie bitte Nachsicht, wenn er ihn auch nicht erfüllen sollte. Aber vielleicht ist es ja ganz interessant, einmal für sich selbst oder andere einen groben Eindruck zu bekommen, in wieweit man eigentlich zur Zielgruppe barrierefreien Bauens gehört. In diesem Sinne: Gute Unterhaltung!

Bitte wählen Sie die Antwort, die am ehesten auf Sie zutreffen könnte, und notieren Sie sich den Buchstaben davor. Die Auflösung finden Sie nach den fünf Fragen!

Der Test

Frage 1: Zur Abwechslung gab es wieder einmal Nationalratswahlen. Leider hat Ihr Stimmzettel es nicht rechtzeitig zur Wahlurne geschafft. Warum?

  • a - Bis eine Niederflur-Straßenbahn gekommen ist, hatte das Wahllokal schon zugesperrt.
  • b - Ich konnte nicht lesen, was ich mit der Wahlkarte machen sollte.
  • c - Ich war am Samstag länger unterwegs und habe mich ausgeschlafen.
  • d - Bis ich das Wahllokal gefunden habe, hatte es zugesperrt.

 

Frage 2: Es ist Montag in der Früh, Sie überqueren eine Straße. Plötzlich hören Sie neben sich das Quietschen bremsender Autoreifen und eine wütende Stimme, die brüllt: „Heast, es is‘ Rot – bist du blind?!?“. Warum wären Sie gerade fast überfahren worden?

  • a - Ich bin blind.
  • b - Mein Kind ist unterwegs stehengeblieben, um einen Käfer anzuschauen.
  • c - Ich war vertieft in meinen WhatsApp-Chat.
  • d - Mein Rollator lässt sich nicht über die Gehsteigkante heben.

 

Frage 3: Was für ein Glück, Sie haben ein Vorstellungsgespräch für Ihren absoluten Traumjob. Warum sagen Sie ab?

  • a - Der Job wäre ja gut, aber der Chef ist mir unsympathisch.
  • b - So kurzfristig kann ich kein Gebärdensprachdolmetsch organisieren.
  • c - Ich habe gerade herausgefunden, dass ich schwanger bin.
  • d - Ich weiß nicht, wie ich die Treppe zum Eingang hinauf kommen soll.

 

Frage 4: Gute Aussichten – Sie wollen eine Freundin in ihrer neuen Dachgeschoß-Wohnung in einem großen Wohnhaus besuchen. Beim Lift finden Sie dort, wo normalerweise der Rufknopf ist, eine große Glasplatte. Was machen Sie?

  • So bald werde ich da nicht rauf kommen – ich rufe meine Freundin an und schlage vor, dass wir uns im Kaffeehaus nebenan treffen.
  • Ich nehme die Treppe und komme 15 Minuten zu spät.
  • Ich drücke auf der Telefontastatur, die auf die Glasplatte aufgedruckt ist, auf „0“ und warte, dass der Lift zu mir ins Erdgeschoß kommt.
  • Ich denke darüber erst nach, wenn jemand vorbei gekommen ist, der die Klingel erreicht und mir helfen kann ins Haus zu kommen.

 

Frage 5: Am Heimweg stehen Sie am Bahnsteig und warten. Plötzlich werden die Leute unruhig, schauen sich nervös um oder verlassen sogar den Bahnsteig. Was passiert als nächstes?

  • a - Ich hoffe, ich habe den neuen Bahnsteig in der Durchsage richtig verstanden: Ich schnappe also mein Gepäck, renne die Treppen runter, stolpere durch den Bahnhof, haste die Rolltreppe rauf und springe schweißgebadet gerade noch rechtzeitig vor der Abfahrt in meinen Zug.
  • b - Ich wundere mich, dass mein Zug so lange nicht kommt, warte und komme mit fünf Stunden Verspätung zu Hause an.
  • c - Ich sage zu Hause Bescheid, dass schon einmal jemand anderer die Kinder ins Bett bringen soll und mache mich auf die Suche nach einer Bushaltestelle.
  • d - Ich rufe mir ein Taxi, weil ich keine Ahnung habe, wie ich jetzt sonst nach Hause kommen soll.

 

Auswertung :

Bitte rechnen Sie die Punkte zusammen, die Sie für Ihre Antworten bekommen.

Frage 1 – a) 20, b) 20, c) 0, d) 3

Frage 2 – a) 20, b) 3, c) 1, d) 20

Frage 3 – a) 0, b) 20, c) 3, d) 20

Frage 4 – a) 20, b) 1, c) 3, d) 20

Frage 5 – a) 1, b) 3, c) 1, d) 20

 

Ergebnis:

0 bis 5 Punkte: Weniger (Barriere) ist mehr (Komfort)

Der Weg des geringsten Widerstandes ist oft gar nicht so verkehrt. Mit richtig großen Hindernissen haben Sie selten zu tun und wenn es doch sein muss, meistern Sie auch schwierigere Situationen. Aber ganz ehrlich: Gibt es nicht wichtigere Dinge im Leben, für die Sie Ihre Energie lieber nutzen wollen?

6 bis 19 Punkte: Es ist normal, verschieden zu sein

Schon klar, ein paar Stufen und Stolpersteine halten Sie nicht davon ab, die Karriereleiter nach oben zu steigen oder auf noch so vielen Hochzeiten zu tanzen. Und dennoch: Geebnete Wege machen Ihnen das Leben – manchmal nur ein bisschen und manchmal wirklich um einiges – leichter, oder?

20 bis 100 Punkte: Nichts über uns ohne uns

Barrierefreiheit ist wichtig für Sie – da erzähle ich Ihnen nichts Neues! Im Gegenteil, von Ihnen können wir alle bestimmt noch einiges lernen, wenn es darum geht herauszufinden, welche „Stückln“ eine Umgebung „spielen“ muss, damit alle Menschen sie sicher und selbstbestimmt nutzen können.

 

Kontakt:

DI Doris Ossberger
Referentin für barrierefreies Bauen (derzeit in Karenz)
Allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige für barrierefreies Bauen/Universal Design.

Doris Ossberger ©Ossberger

Ing. Josef Sögner
Referent für barrierefreies Bauen
Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für barrierefreies Bauen.Josef Sögner ©soegner

Link: https://www.blindenverband.at/de/schwerpunkte/barrierefreiheit

 

Hier geht's zur Gesamtausgabe des Verbandsmagazines "Der Durchblick" 2. Halbjahr 2019

Der Durchblick 2/2019
 

Wenn Sie unser Verbandsmagazin "Der Durchblick" gerne als Schwarzdruck, Braille-Ausgabe oder im DAISY-Format nach Hause geschickt bekommen möchten, so schreiben Sie uns! 

Haben Sie Themenvorschläge zu denen Sie Sie gerne mehr im 2. Halbjahr 2020 lesen würden? Über Anregungen, Ideen und Hinweise freut sich Chefredakteurin Dr. Iris Gassenbauer (Tel.: +43 1 982 75 84-202)

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