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Genial gepunktet

Am 4. Jänner ist Welt Braille Tag

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Sechs Punkte, ein unendliches Meer an Möglichkeiten. Das ist die Brailleschrift, benannt nach ihrem Entwickler Louis Braille, der am 4. Jänner 2021 seinen 212 Geburtstag feiern würde. Dass sie nach so vielen Jahren immer noch aktuell ist, lässt sich nicht leugnen.

Fixpunkte

Auch wenn sich der technische Fortschritt in den letzten Jahren und Jahrzehnten mehrmals selbst überholt hat und Entwicklungen immer rasanter gehen, bleibt die Punktschrift für blinde und sehbehinderte Menschen ein essentielles Medium der Kommunikation und der Informationsbeschaffung. Ob in auf speziellem Papier gedruckter Form oder als Braillezeile (also als Computer-Ausgabegerät), ob auf Medikamentenschachteln oder Übersichtsplänen, Braille hat nach wie vor große Relevanz für den Lebensalltag blinder und sehbehinderter Menschen.

Der Entwickler

Geboren am 4. Jänner 1809 in Coupvray in Frankreich als Sohn eines Sattlers, wuchs Louis Braille mit dem Handwerk des Vaters auf. Als er sich in jungen Jahren mit einem der scharfen Werkzeuge am Auge verletzt, greift die Entzündung auch auf das andere Auge über und lässt den Buben im Alter von 5 Jahren völlig erblinden.

Die Eltern, die Louis dennoch nach Kräften förderten, zeigten sich erfinderisch dabei, dem Jungen das Lesen beizubringen: Hierfür hämmerte der Vater flachköpfige Nägel in Buchstabenform in Hölzchen. Mit zehn Jahren kommt Louis an das Royale Institut für blinde Jugendliche in Paris, wo er erstmals mit einem vom Schulleiter entwickelten Blindenschriftsystem vertraut wird. 

Später, als Louis Braille auch die von Charles Barbier zu Artilleriezwecken entwickelte Codes, die auch in kompletter Dunkelheit entziffert werden konnten, erlernt, entwickelt er mit etwa 13 Jahren sein eigenes System, in das er das bereits Bekannte einfließen lässt und das er unermüdlich überarbeitete.

1834 ist er so weit, dem französischen König der Julimonarchie, Louis-Philippe I., die selbstentwickelte Methode vorzustellen. Trotz Interesses Seitens des Monarchen bleibt das System allerdings weiterhin unterschätzt und missachtet. Als Louis Braille 1852 der Tuberkulose erliegt, hat sich das Lesesystem nicht durchgesetzt.

Während Braille als exzellenter Musiker und auch als Lehrer an der Pariser Schule der Blinden durchaus geschätzt und erfolgreich war, gelingt der erste große Durchbruch seiner Methode erst sechs Jahre nach seinem Tode. Das schon zwei Jahre davor endlich von der Regierung als offiziell anerkannte Braille-System wird beim Weltkongress der Blinden als Standardsystem des Lesens und Schreibens festgelegt.

Hundert Jahre nach Braills Ableben, im Jahr 1952, werden seine sterblichen Überreste exhumiert und im Pariser Panthéon zur Ruhe gebettet. Alleine seine Hände bleiben, in Marmor verschlossen, am Friedhof von Coupvray zurück.

Braille weltweit

Die Braillschrift, deren Buchstaben aus bis zu sechs Tastpunkten bestehen, ist weltweit in Verwendung. Für andere Alphabete (etwa das griechische oder russische) wurden die Punkte ebenso adaptiert wie für andere Schriften wie sie etwa im Osten Asiens Verwendung finden. So existiert etwa auch im Koreanischen oder Japanischen eine Braille-Schrift, die eigenen Silben zugeordnet ist.

Barrierefreier Zugang zu Information

Blinde und sehbehinderte Menschen sind auf den barrierefreien Zugang zu Information angewiesen. Ist Information nur in Formaten vorhanden, die nicht barrierefrei sind, so ist dies für blinde und sehbehinderte Menschen nicht nur nutzlos, es diskriminiert auch, schließt aus und macht eine gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe unmöglich. Taktile Schrift ist ein wichtiger Puzzlestein in der barrierefreien Erschließung der Umwelt.

Die Pandemie hat 2020 neue Herausforderungen aufgeworfen. So wurde auch das Schul- und Bildungssystem vor die Tatsache gestellt, dass in der gewohnten Form der Anwesenheit kein Regelunterricht stattfinden konnte und neue Wege des Lernens gefunden werden mussten. Dies bewies schnell wie wichtig die Verfügbarkeit barrierefreien Lern- und Informationsmaterials ist. Blinde und sehbehinderte Kinder sind auf gute und barrierefreie Unterrichtsunterlagen ebenso angewiesen, wie auf einen barrierefreien Zugang zu digitalen Informationen. In Zukunft wird eine Digitalisierung des Unterrichts eine immer größere Rolle spielen. Dass dies barrierefrei vorgehen muss, um niemanden zurück zu lassen, liegt auf der Hand.

DANOVA: Braille als Leitbild

Das EU-Projekt DANOVA, an dem der BSVÖ maßgeblich beteiligt ist, fördert barrierefreies Reisen für blinde und sehbehinderte Menschen. Braille- und taktile Beschriftungen sind für die Orientierung blinder und sehbehinderter Menschen wichtige Grundlagen der selbstbestimmten Mobilität. Mehr üder DANOVA erfahren Sie hier: https://www.blindenverband.at/de/projekte/danova

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich nimmt den Welt Braille Tag zum Anlass , auf die Wichtigkeit von barrierefreiem Lern-, Lese- und Informationsmaterials aufmerksam zu machen und auch darauf hinzuweisen, dass die Zukunft einer funktionierenden digitalen Welt in der Barrierefreiheit liegt.

  

 

 

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