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Neuer Vorsitz für das Gremium für Blindenführhundangelegenheiten

Herr Sami Demirel einstimmig gewählt

  • Sami Demirel und Hadis © S. Demirel

Herr Christian Gutjahr hat nach langem und vielseitigem Einsatz den Vorsitz des Gremiums für Blindenführhundangelegenheiten abgegeben. Sein Nachfolger ist Sami Demirel, der uns in einem Gespräch von den Herausforderungen und Anliegen seiner neuen Aufgabe erzählte.

Herr Demirel, welche Erfahrungen haben Sie mit Blindenführhunden gesammelt?

Blindenführhunde sind für mich einzigartig. Ich denke, dass es einerseits für den Hundeführer, andererseits aber auchfür den Hund eine Bereicherung ist, da er 24 Stunden bei seinem Besitzer nicht nur dabei sein darf, sondern ihn auch überall hin begleitet. Die Partnerschaft, welche sich somit über Jahre hinweg entwickelt, ist beispiellos. Ich habe meinen Hund bald seit drei Jahren. Er ist ein schwarzer Curly-Coated-Retriever und heißt Hadis.

Wie sind Sie zum Gremium für Blindenführhundangelegenheiten gekommen und wie lange setzten Sie sich schon dafür ein?

Ich habe meine HAK-Diplomarbeit mit dem Thema „Assistenzhundewesen in Österreich – Blindenführhunde, Service- und Signalhunde in Wirtschaft, Gesellschaft und Sozialpolitik“ geschrieben. Zu diesem Zeitpunkt habe ich meinen Blindenführhund namens Hadis frisch bekommen. Ich habe schnell gemerkt, dass es zwar Zutrittsrechte am Papier gibt, aber die Umsetzung in der Praxis noch nicht überall erfolgt ist. In meiner Einschulungsphase wurde bereits von einem Mitarbeiter eines Lebensmittelkonzerns versucht, mich des Geschäfts zu verweisen, da Hunde nicht erlaubt seien. Die präpotente Art, gepaart mit Unwissen, bestärkte mich nur dabei die Diplomarbeit wirklich zu schreiben. Während andere Schüler zu Standardthemen griffen, wollte ich aufzeigen, dass sich die Ernsthaftigkeit einer Ausbildung vor allem in der Abschlussarbeit wiederspiegelt.

Seit Juni letzten Jahres bin ich Kundenbeirat bei der REWE-Group und bin somit auch eine sichtbare Vertretung ins Konzerninnere. Bei den Sitzungen ist Hadis selbstverständlich immer dabei.

Zufällig habe ich erfahren, dass ein Nachfolger für das Gremium gesucht wird und bin somit mit Christian Gutjahr ins Gespräch gekommen. Wir haben uns sofort verstanden und somit dauerte es nicht mehr lange bis auch unser Präsident mit mir sprechen wollte. Ich glaube, dass meine offene Art mich für das Thema einsetzen zu wollen letztendlich auch dazu geführt hat, dass ich einstimmig vom Vorstand als Vorsitzender gewählt wurde.

Wofür steht das Gremium und was sind im Moment die Brennpunkte?

Das Gremium umfasst einen Vorsitzenden, 7 Landesreferenten für die jeweiligen Landesgruppen sowie eine Schriftführerin. Derzeit haben wir leider keinen Referenten in Kärnten sowie Tirol – was aber nicht bedeutet, dass wir diese nicht vertreten. Unser Ziel umfasst einerseits die Vertretung vonBlindenführhundehalter in ganz Österreich gegenüber Wirtschaft, Gesellschaft und Sozialpolitik. Andererseits setzen wir uns aber auch für ganz bestimmte Belange ein wie beispielsweise verbesserte Zutrittsrechte, Verbesserungen in der Grundfinanzierung oder auch Bekämpfung von Diskriminierungen.

Bestimmte Brennpunkte sind die Mitnahme in Taxis/Mietwagen oder auch der Zutritt in Arztpraxen oder Krankenhäuser. Während es für das Taxi- und Mietwagengewerbe bereits eine gesetzliche Verpflichtung für die Beförderung von Assistenzhunden gibt, erlebt man im medizinischen Bereich sehr große Unterschiede. Hier sind uns Vorfälle bekannt, dass der Blindenführhund bis in den Behandlungsraum mitgenommen werden durfte, aber auch die komplette Intoleranz einer ganze Abteilung ist schon vorgekommen.

Ich hatte diese Woche bereits einen Termin mit der Geschäftsführung der Sparte Transport (Taxi, Mietwagen und Fiaka). Das Gespräch war sehr positiv und ich kann erfreulicherweise allen mitteilen, dass Beschwerden von Taxi- oder Mietwagenfahrern sehr gerne bearbeitet werden. Bei der Thematik Assistenzhunde und Diskriminierung wird ein sehr harter Kurs gefahren – was bedeutet, dass auch vor Anzeigen gegen Lenker nicht zurückgeschreckt wird. Dies ist sehr begrüßenswert da die Taxiinnung hiermit auch zeigen möchte, dass sich alle an die selben Spielregeln halten müssen.

Welche Themen liegen Ihnen persönlich besonders am Herzen?

Die Zufriedenheit unserer Mitglieder ist mir ein großes Anliegen. Dies kann nur dann erreicht werden, wenn wir mit unseren Stakeholdern weiterhin in gutem Kontakt bleiben und bei denen, welche eine direktere Konfrontation wünschen auch durchgreifen müssen. Wir sind kein Streitgremium, welches mit der Brechstange agiert, tolerieren aber auch keine Diskriminierungen. Der Zutritt für Blindenführhundehalter muss gegeben sein, da der Hund für uns eine Unterstützung im Sinne der Assistenz und dem Ausgleich der Behinderung darstellt. Ein hoher Prüfungsstandard - im medizinischen sowie kynologischen Sinn – soll auch weiterhin gewährleisten, dass die Argumente mancher Einrichtungen nicht haltbar sind.

Welche Ziele würden Sie sich wünschen, in den kommenden Monaten und Jahren erreichen zu können?

Verbesserungen egal in welchem Bereich ist ein Fortschritt für uns alle, sei es in der Finanzierung oder auch bei den Zutrittsrechten. Ich möchte verschiedenste Verbesserungen erreichen. Einerseits in den Bereichen der öffentlichen Verkehrsmittel, aber auch in medizinischen Einrichtungen. Das der Hund alleine zu Hause gelassen werden soll, wenn Herrchen/Frauchen zum Arzt muss oder sonstige Erledigungen macht, widerspricht dem Prinzipien des Blindenführhundes, welche bei uns sogar gesetzlich definiert sind.

Was sind die wichtigsten Dinge, die Neulinge über Blindenführhunde und den Umgang mit ihnen wissen sollten?

Ein Blindenführhund ist trotz seiner Ausbildung und Qualifizierung in erster Linie ein Lebewesen und erst in zweiter Linie ein Hilfsmittel. Dies ist mir immer wichtig zu betonen, da der Hund auch krank sein kann oder auch ab und zu Fehler machen kann. Als Assistenzhundeführer sollte man deswegen auch wissen, wie in solchen Situationen umgegangen werden muss. Neulinge sollten speziell wissen, dass in der Anfangsphase eine Umstellung/Anpassung der eigenen Gewohnheiten vorkommen muss, da der Hund natürlich auch an einem regnerischen Sonn/Feiertag raus muss, um sich zu lösen und somit das ausschlafen ad acta gelegt werden sollte.

Und was sind die wichtigsten Dinge, die Außenstehende (also Menschen, die in ihrem Alltag keinen Kontakt zu Blindenführhunden haben) über Blindenführhunde wissen sollten?

Wichtig ist mir zu betonen, dass der Hund auf keinen Fall abgelenkt werden soll. Dazu zählt nicht nur das Angreifen des Hundes, sondern auch das Ansprechen oder sogar füttern. Der Blindenführhund bekommt sein eigenes Futter und als Außenstehender können wir nicht wissen, ob der Hund irgendwelche Unverträglichkeiten hat. Wenn der Hund dann mit etwas gefüttert werden sollte, was er nicht verträgt, hat man einerseits nicht nur dem Hund Probleme beschert, sondern auch dem blinden Hundehalter.

Wenn man einer blinden Person Hilfe anbieten möchte, dann sollte man dies in Form des Fragens tun. Wir sind alle sehr selbstständig und werden somit auch mitteilen, ob wir Hilfe wünschen oder alleine zu Recht kommen.


Der BSVÖ dankt Herrn Christian Gutjahr für seinen jahrelangen und sehr engagierten Einsatz und gratuliert Herrn Sami Demirel zu seiner Position als Vorsitz des Gremiums für Blindenführhundangelegenheiten.

 

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