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Vom Buchstaben zum O-Ton

Die Entstehung eines Hörbuches

  • Logo der Hörbücherei © Hörbücherei

Aus der Durchblick-Reihe:

Sind Sie in letzter Zeit an den Lippen von jemanden gehangen, der Ihnen eine Geschichte erzählt hat? Analog oder digital, ein guter Sprecher oder eine gute Sprecherin geben dem Text eine besondere Note und schaffen es, unsere Aufmerksamkeit für Stunden zu fangen. Wie aber entsteht so ein Hörbuch und was ist alles notwendig, bevor seine Stimmen in unseren Ohren landen? Mag. Gertrud Guano von Österreichs größter Hörbücherei löst einige Geheimnisse für uns…

Der Weg des Hörbuchs

Fischen Sie als Hörer Ihr gewünschtes Hörbuch daheim aus dem Postkasten, hat dieses ein schönes Stück Entstehungsweg hinter sich. Ganz zu Beginn liegt das Buch in Papierform druckfrisch im Verlag auf der Palette oder bereits in der Buchhandlung für den suchenden Käufer.

Am Anfang steht die Auswahl

Damit es von uns ausgewählt wird, muss es einige Kriterien erfüllen: die Hörbücherei sucht nach empfehlenswerten Neuerscheinungen in allen literarischen Genres, von Sachbuch bis Roman, oft unter Berücksichtigung eines Österreich-Schwerpunktes. Diese Auswahl trifft unser Leiter Herr Mag. Alexander Guano. Außerdem berücksichtigen wir Hörerwünsche. Überdies muss mit den anderen Medibus Hörbüchereien im deutschsprachigen Raum abgeglichen werden, ob nicht bereits jemand das Buch produziert, um Doppelproduktionen zu vermeiden, diese Anfrage stellt Frau Antonia Tomann. Gibt Medibus grünes Licht, geht die Bestellung der Titel an die kleine, ausgesucht sortierte Buchhandlung Erlkönig von Herrn Tilman Eder in der Strozzigasse in Wien.

Struktur und Ordnung!

Sobald die Buchlieferung in der Hörbücherei einlangt, gehen die Bücher an Frau Sandra Eigner, welche die Daisy-Struktur mit den verschiedenen Ebenen für jeden Titel vorbereitet: ist z.B. ein Inhaltsverzeichnis am Buchende gedruckt, wird es in der Hörbuchstruktur nach vorne gezogen und hier platziert, damit sich der Hörer zu Beginn orientieren kann. Außerdem legt sie die Daisy-Struktur auf allen Studio-PCs im digitalen Dokument an und bereitet sie so für den jeweiligen Sprecher vor. Sie teilt auch die Sprecher zu: gemäß Erzählerstimme (weiblich/männlich), deren Lebensalter, Genre, oder im Text vorkommender und von den Sprechern beherrschter Fremdsprachen. Und die Stimmart wird berücksichtigt: neutral bei Sachtexten, fröhlich bei einem Kinderbuch, reif-tief z.B. bei einem spannenden Whodunnit, usw.

Hörbücherei Magnetband ©HörbüchereiNun geht es ans Sprechen

Haben die Sprecher ihre Bücher bekommen, bereiten sie sich vor und dann beginnt die Aufsprache, entweder in einem unserer drei Selbstaufnahmestudios, oder im Studio mit Regie, welche von Frau Sandra Eigner, Frau Tina Freiberger oder Frau Mag. Gertrud Guano übernommen wird. Bei den Aufnahmen mit Regie liest die Regisseurin in einem Zweitexemplar des Schwarzdruckbuches mit und unterbricht bei Lese- oder Aussprachefehlern zwecks Korrektur, die sofort vorgenommen wird. Eine Studio-Sitzung dauert zwei Stunden. In dieser Zeit schaffen erfahrene Sprecher durchschnittlich 30 Druckseiten, sehr gute Sprecher bis 40 oder 50.

Nachbearbeiten muss sein...

Ist das Buch fertig aufgesprochen, erfolgt die erste Bearbeitung am Schneideplatz (ebenfalls durch eine der drei Aufnahmetechnikerinnen) am eigenen PC: zu Beginn und Ende von Überschriften und Kapiteln werden reine, exakt in Länge festgelegte Pausen eingefügt, Schnitzer rausgeschnitten, die Metadaten eingefügt, die Spieldauer (mittels Textbausteinen, da sich die Spieldauer durch Pauseneinfügen um einige Minuten erhöht) eingefügt, die Audiodateien mittels Validator bereinigt, exportiert, getaggt, in das Mp3-Format umgewandelt (wir arbeiten im Wave-Format), kurz: technisch so aufbereitet, dass sie in der für den Hörer leicht zugänglichen DAISY-Struktur eingebettet sind.

Korrektur und Aufnahme in den Katalog

Die aus den Selbstaufnahmestudios kommenden Hörbücher werden nun an unsere Testhörer versendet, die über ein großes Maß an Allgemeinbildung, Genauigkeit und Sorgfalt sowie Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Sie hören die Bücher vorab zur Probe und teilen uns unter exakter Zeitangabe der Abspielzeit die Art des Fehlers mit (Grammatik, Rechtschreibung, Aussprache, Wiederholungen, etc.). Nach Rückmeldung an die Aufnahmetechnikerinnen suchen diese die entsprechenden Textstellen heraus, überprüfen sie und geben sie an den Sprecher weiter, der sie neu aufspricht. Hernach werden diese Korrekturen von den drei Aufnahmetechnikerinnen in das Hörbuch eingefügt und nach nochmaligem Exportieren der Daten endgültig fertiggestellt. Nun erfolgt auch die Eintragung des Werkes in unseren Katalog, d.h. alle Metadaten des Hörbuches werden in die AS-400 eingegeben, neben den Buchdaten (Autor, Titel, etc.), die Produktionsdaten (Sprecher, Produktionsjahr, etc.). – Somit ist der Titel in unserem Online-Katalog oder über die Kat-App via Smartphone für die Online-Nutzer recherchierbar.Logo Buchknacker ©Hörbücherei

Die aus dem Regie-Studio kommenden Bücher müssen nicht zum Testhörer, sondern werden sogleich auf dem Server gespeichert. Die endgültige Sicherung bereitet der Techniker Herr Thomas Penn für die Neuerscheinungsliste vor. Die von uns für das Projekt Buchknacker (für Menschen, besonders Kinder- und Jugendliche mit Legasthenie und Dyslexie) produzierten Hörbücher werden von unserem Techniker Herr Stephan Scharf in EBooks verwandelt und in deren technisches Format eingebettet.

 

Sind wir schon fertig?

Die Dauer dieses ganzen Prozesses hängt von Buchlänge, Sprecherverfügbarkeit, Fehleranfälligkeit des Sprechers, Buchverbleib beim Testhörer, Korrekturdauer ab. Sie kann kurz sein (bei einem Roman von etwa 200 Seiten durchschnittlicher Schriftgröße und 6-7 Studiositzungen, ohne Korrektur bei Studio-1-Titeln), also ab zwei Monaten; oder bis zu mehreren Monaten bei längeren Büchern, Terminschwierigkeiten des Sprechers bzw. längerer Hördauer des Testhörers oder Korrekturzeit.

Ab zu Ihnen!

Sind die Hörbücher fertig, können sie bestellt und per Download oder Versand (auf CD oder SD-Karte) zugeschickt werden. Die Beratung im Verleih sowie den Versand übernehmen Frau Marion Puhl und Herr Etienne Leroy. Gelegentlich hilft Frau Tomann. Sie nehmen jeden Tag etwa 300 zurückgesandte Hörbücher entgegen, entnehmen die CDs den Versandboxen und entfernen deren Adressetiketten. Jeden Tag verpacken sie ebenso viele Hörbücher, versehen die Boxen mit neuen Adressen. Auch ihre Arbeit erfordert höchste Genauigkeit. Am nächsten Morgen holt der Postler die Kisten voll Hörbücher ab und die Post versendet sie kostenlos in alle Gegenden Österreichs und Südtirols, direkt an Sie.

 

MEDIBUS:

Medibus ist die Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen e.V., Sitz in Marburg. Ziel: die Versorgung blinder, sehbehinderter und anderer Menschen im deutschsprachigen Raum, die Gedrucktes nicht handhaben können, mit Informationen, die in einem diesem Personenkreis zugänglichen oder zum Zwecke der Zugänglichkeit angepassten Medium dargeboten werden, zu fördern und zu ihrer Sicherung beizutragen

 

LESUNG:

Alle bei unseren Lesungen vorgestellten Bücher werden von uns produziert. Wir fragen beim Autor oder Verlag an, ob der Autor Interesse für eine Veranstaltung hätte. Die meisten der Autoren lesen für uns gratis oder zu einem geringeren als üblichen Honorar. Ist ein Termin fix, entwerfen wir Newsletter, Flyer und Aushänge für die Lesung und setzen Online-Inserate auf Veranstaltungs-Websites. Diese Organisation übernehmen Frau Freiberger, Frau Mag. Guano, Frau Puhl. Am Veranstaltungsabend begrüßen Frau Freiberger und Frau Puhl die Besucher, den Autor und Herrn Eder von der Buchhandlung Erlkönig, der den Büchertisch präsentiert.

 

LINKS:

Hörbücherei des BSVÖ: http://www.hoerbuecherei.at/

Projekt Buchknacker der Hörbücherei: https://www.buchknacker.at/iguanalega/www.main.cls?surl=at#top

 

Hier geht's zur Gesamtausgabe des Verbandsmagazines "Der Durchblick" 2. Halbjahr 2018

Der Durchblick 2/2018
 

Wenn Sie unser Verbandsmagazin "Der Durchblick" gerne als Schwarzdruck, Braille-Ausgabe oder im DAISY-Format nach Hause geschickt bekommen möchten, so schreiben Sie uns! 

Haben Sie Themenvorschläge zu denen Sie Sie gerne mehr im 2. Halbjahr 2019 lesen würden? Über Anregungen, Ideen und Hinweise freut sich Chefredakteurin Dr. Iris Gassenbauer (Tel.: +43 1 982 75 84-202)

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