Führung für blinde und sehbehinderte Personen im Ferdinandeum in Innsbruck
Inklusive Führung „Fein-gefühlt“ macht archäologische Objekte erlebbar
INNSBRUCK. Seit 2014 beweisen der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol (BSVT) und die Tiroler Landesmuseen, dass ausgewählte Ausstellungsbereiche über den Sehsinn hinaus, auch für blinde und sehbehinderte Menschen erfahrbar sind. Die Kooperation wird 2017 mit der Führung „Fein-gefühlt“ fortgesetzt und übersiedelt vom Tiroler Volkskunstmuseum ins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
Museen sind auch für eine inklusive Gesellschaft Erlebnisräume. ‚Fein-gefühlt‘ bringt sehende und sehbehinderte Menschen zusammen und eröffnet einen neuen Zugang zu musealen Inhalten“, betont PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen.
„Der BSVT steht für eine gleichberechtigte und inklusive Gesellschaft. Wir wünschen uns, dass blinde und sehbehinderte Menschen barrierefreien Zugang zu Kunst und Kultur haben. Die Tiroler Landesmuseen arbeiten aktiv daran, uns Betroffenen den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Jetzt noch in vereinzelten Ausstellungsbereichen, hoffen wir, dass auch weiterhin in die direkte Erlebbarkeit von Ausstellungsstücken und Werken investiert wird. Wir freuen uns, dass die Kooperation mit den Tiroler Landesmuseen im Ferdinandeum ihre Fortsetzung findet“, so Klaus Guggenberger, Obmann des BSVT.
Führung für blinde und sehbehinderte Menschen
Das in Kooperation mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol (BSVT) entwickelte Führungsformat „Fein-gefühlt“ wird 2017 im Ferdinandeum angeboten und widmet sich dort der Archäologie. Das Besondere an der Führung ist, dass sie sich nicht nur an blinde und sehbehinderte Personen richtet, sondern auch zur Sensibilisierung für Sehende konzipiert wurde. Mit Dunkelbrille und Blindenstock ausgerüstet, können sich sehende BesucherInnen in die Welt blinder und sehbehinderter Menschen einfühlen.
Jahrtausendealte Objekte
Die TeilnehmerInnen entdecken bei der Führung im Ferdinandeum archäologische Objekte mit all ihren Sinnen. Zu Beginn wird die Kleingruppe von max. zehn Personen in den Ausstellungsbereich geführt. Auf dem Weg dorthin können sich sehende Menschen mit Dunkelbrille und Blindenstock vertraut machen. Die Kulturvermittlerin beschreibt die Ausstellungsstücke mit Worten. Anschließend nehmen die TeilnehmerInnen rund um einen Tisch Platz, auf dem archäologische Objekte darauf warten, entdeckt zu werden. Die Gruppe ist eingeladen, die jahrtausendealten Gegenstände zu ertasten, sich über ihre haptischen Erlebnisse auszutauschen und den Informationen der Kulturvermittlerin zu lauschen. Die inklusive Führung bietet damit einen neuen Zugang zu den Objekten aus Stein, Bronze, Glas und Keramik. Unter den archäologischen Fundstücken befindet sich u. a. ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit, auf dem sich muschelförmige Einkerbungen erfühlen lassen.
Museum als Ort des Lernens und Verstehens
Neben dem Erlebnischarakter, der Wissensvermittlung und der Sensibilisierung für die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen in unserer Gesellschaft eröffnet das Format „Fein-gefühlt“ einen Raum für den Austausch zwischen sehenden und sehbehinderten Menschen. Das Museum wird so als Ort des Lernens und Verstehens gelebt. Neben „Fein-gefühlt“ bieten die Tiroler Landesmuseen auch weitere inklusive Führungsformate, wie zum Beispiel Führungen für hörende und gehörlose Menschen, an.
Führungstermine
Die nächsten Führungstermine von „Fein-gefühlt“ sind am 10. Februar, 5. Mai, 22. September und 24. November 2017, jeweils um 15 Uhr.
Kosten: Eintritt + € 2 Führungsbeitrag. Für blinde und sehbehinderte Menschen mit Behindertenausweis ist der Eintritt ins Ferdinandeum frei. „Fein-gefühlt“ kann von Gruppen auch auf Anfrage gebucht werden (Führungspauschale € 70 zuzüglich Eintritt). Anmeldung unter: T +43 512 594 89-111 oder anmeldung@tiroler-landesmuseen.at