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Nachruf auf Prof. Erich Schmid

  • Nachruf Prof. Erich Schmid © BSVÖ/ Österreichischer Behindertenrat/Lukas Ilgner

Mit Prof. Erich Schmid verlor Österreich am 3.12.2025 nicht nur einen seit Jahrzehnten auf vielen Ebenen bildungspolitisch agierenden Aktivisten für Barrierefreiheit und Inklusion, sondern auch einen seiner größten Braille-Experten.

„Erich Schmid“, so Dr. Markus Wolf, Präsident des BSVÖ, „war österreichweit, europaweit und weltweit für sein unermüdliches Wirken für blinde und sehbehinderte Menschen bekannt.  Er hat sich immer für den Dialog und den Kompromiss eingesetzt, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen.“

1955 geboren und von Geburt an blind, wurde Erich Schmid als Schüler am Bundes-Blindeninstitut Wien (BBI) unterrichtet, wo er später Anton Hartig, den Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Wien, Niederösterreich und Burgenland (von 1980 bis 1995) und damaligen Leiter des Blindendruckverlages, kennenlernte. Geprägt von den tiefgehenden Diskussionen rund um die Brailleschrift, die Erich Schmid mit Anton Hartig führte, und von einem großen Wissenshunger getrieben, begann Erich Schmid, sich schon bald große Expertise in Sachen Brailleschrift zu entwickeln. An der Handelsschule des BBI sammelte er über 40 Jahre Berufserfahrung, später unter anderem als Lehrer für Office-Management und angewandte Informatik. Er entwickelte neue Unterrichtskonzepte, die zwischen Braille und moderner Computertechnik die Brücke schlugen, und war ständig darum bemüht, Bildungsangebote für blinde und sehbehinderte Kinder auf dem Höchststand technischer Entwicklungen zu halten. Neben seiner innovativen Lehrtätigkeit und der Mitarbeit an der Entwicklung und Optimierung von IT-Trainer:innen zur qualifizierten Schulung im Umgang mit Technik und Hilfsmitteln für blinde und sehbehinderte Menschen stand sein Engagement für Braille und Barrierefreiheit im Zentrum seines Wirkens. Als sich Erich Schmid in der Lehrerausbildung befand, wurde mit der Kurzschriftreform 1974 ein Schritt gesetzt, der die Übersetzung der Braille-Kurzschrift mithilfe des Computers erleichtern sollte. Erich Schmid, der sich schon in frühen Jahren für Computer interessierte und Fehler in der Computer-Braille-Übertragung gefunden hatte, wurde bald in die Agenden der Kurzschriftkommission des BSVÖ eingebunden. Als man sich 1998 dazu entschloss, das Brailleschriftkomitee der deutschsprachigen Länder (BSKDL) zur dauerhaften Beobachtung der weiteren Entwicklungen einzusetzen, wurde Prof. Erich Schmid auch hier aktiv und vertrat als Vorsitzender der Brailleschriftkommission Österreich im Brailleschriftkomitee. Seine langjährige Mitarbeit im Normungsumfeld und sein Einsatz für einheitliche Braille-Codes und Standards erhöhten die Lesbarkeit von Braille und erhöhten somit Bildungschancen. Gleichzeitig sensibilisierte sein konsequenter Einsatz dafür, Braille auch im digitalen Zeitalter als essentielle Bildungssäule zu integrieren und lebendig zu halten, für das Potenzial der Punktschrift in Sachen Inklusion und Selbstbestimmung. Seine Mitwirkung an zahlreichen Projekten, die die Punktschrift fördern und den Zugang zu Schrift und Bildung somit erleichtern sollten, und seine tiefreichende Expertise auf dem Gebiet machten Prof. Erich Schmid zu einem beliebten Gast in Expert:innenrunden und zu einem wissenden und immer charmanten Interviewpartner verschiedener Medienformate.

In seiner Funktion als Vorsitzender der Österreichischen Brailleschriftkommission wirkte er maßgeblich an der Weiterentwicklung der Brailleschrift mit. Als Vizepräsident des Österreichischen Behindertenrats und als 2. Obmann-Stellvertreter des BSVWNB und Leitungsmitglied als zentraler Experte für Braille machte sich Prof. Schmid viele Jahre hindurch um Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen verdient.

Prof. Erich Schmid hinterlässt eine große Lücke – nicht nur als bildungspolitischer Aktivist, der sich zeit seines Lebens für gleichberechtigte Bildungschancen und den niederschwelligen Zugang zu barrierefreien Lehr- und Lerntools eingesetzt hat oder als Experte für Braille auf allen Ebenen, sondern als vielseitig wertgeschätzter Mensch.

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich ist betroffen über den Verlust eines langjährigen Aktivisten, Partners und Freundes und wünscht seiner Familie viel Kraft für die schweren Stunden des Abschieds und der Trauer.

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