BSVÖ: Onlinebarrieren und Schnäppchenjagd
Der Black Friday steht vor der Tür und lockt mit Angeboten, Schnäppchen und einmaligen Kaufoptionen. Für blinde und sehbehinderte Käufer:innen in spe wird die Schnäppchenjagd aber spätestens dann zum Frusterlebnis, wenn die ersten digitalen Barrieren auftauchen. Und das geschieht meist schneller, als man vermuten würde …
Wer an Black Friday oder der Woche zuvor Einkäufe tätigen will, wird nebenbei mit Angeboten und Deals überhäuft. Für viele ist das der Startschuss, jetzt zuzuschlagen und sich einiges an Prozenten zu sparen. Wer dafür von daheim aus shoppt oder auch die notwendigen Apps verwenden muss, um überhaupt an die Rabatte und Angebote zu gelangen, ist aber darauf angewiesen, dass die Verkaufsplattformen auch wirklich übersichtlich sind und funktionieren. Für Menschen, die sich nicht mit der Maus durch die Onlinewelt klicken, sondern mittels Screenreader navigieren, tun sich schnell Barrieren in der Struktur und Funktionalität auf, die kaum oder im schlimmsten Fall gar nicht zu überwinden sind.
Verloren im Durcheinander
Unübersichtlich konzipierte und schlecht strukturierte Seiten machen das Nutzer:innenerlebnis zur Frustspirale. Fehlen klare Überschriften, logische Navigationsstrukturen oder eine nachvollziehbare Tab-Reihenfolge, wird es für Screenreader-Nutzer:innen kritisch. Auch Such- und Filterfunktionen sind häufig unzugänglich, wenn sie visuell gestaltet sind, aber keine textlichen Hinweise für Screenreader bereitstellen oder ihre Ergebnisse nicht klar angekündigt werden. Und dann? Für viele gibt es nur zwei Alternativen: mit Engelsgeduld versuchen, ans Ziel zu kommen und womöglich gefrustet aufzugeben oder jemand sehenden Auges um Hilfe bitten. In beiden Fällen weit entfernt von einem idealen Shopping-Erlebnis.
Visuelles beschriften!
Während die meisten Webseiten für sehende Kundschaft konzipiert sind und durch Bilder, Icons, Symbole und Farben kommunizieren, wird dabei vergessen, dass Inhalte auch für Screenreader dargestellt werden müssen.
Häufig fehlen Alternativtexte für Produktbilder oder Buttons sind nicht eindeutig beschriftet. Auch dynamische Inhalte wie Pop-up-Fenster oder Slider werden oftmals nicht korrekt angekündigt, was die Orientierung zusätzlich erschwert.
Für sehbehinderte Nutzer:innen, die mit der Maus unterwegs sind, sind schlechte visuelle Gestaltungen ein weiteres Problem. Niedrige Farbkontraste, kleine Schriftgrößen oder Layouts, die beim Vergrößern auseinanderfallen, beeinträchtigen die Lesbarkeit erheblich. Außerdem verlassen sich viele Webseiten ausschließlich auf farbliche Markierungen, ohne diese durch Text zu ergänzen – ein Hindernis für Menschen, die Farben nicht oder nur eingeschränkt wahrnehmen können.
Bestellen – jetzt wird’s ernst.
Besonders kritisch wird es im Bestellvorgang. Nicht beschriftete Formulareingabefelder, fehlende barrierefreie Alternativen zu Captchas oder zeitlich begrenzte Checkout-Prozesse können dazu führen, dass Bestellungen gar nicht abgeschlossen werden können. Auch Produktinformationen stellen ein Problem dar, wenn Bilder, PDF-Dokumente oder Videos nicht barrierefrei aufbereitet sind und somit wichtige Inhalte fehlen.
Im Bestellprozess zeigt sich oft mangelnde Bedienbarkeit per Tastatur. Viele Menüs, Buttons oder Slider lassen sich nur mit der Maus bedienen, und sichtbare Fokusmarkierungen fehlen, was die Navigation für sehbehinderte Menschen deutlich erschwert. Hinzu kommt, dass einige Webshops nicht mit Hilfsmitteln wie Vergrößerungssoftware oder Screenreadern kompatibel sind, weil ARIA-Attribute fehlen oder falsch eingesetzt werden.
Kundenservice ohne Service?
Auch bei der Kundenkommunikation bestehen Barrieren, zum Beispiel durch unzugängliche Kontaktformulare oder fehlende alternative Kontaktwege wie E-Mail oder barrierefreie Chats. Wer doch durchkommt und Kontakt zu einer Person aus dem Kundenservice bekommt – und es hier auch mit einem echten Menschen und keiner KI zu tun hat – kann von Glück sprechen, wenn die Probleme der Barrierefreiheit auch wirklich gelöst werden können. Das meiste liegt hier im technischen Bereich, der Kundenservice ist hier meist schlecht informiert, kaum geschult und kann nur in Ausnahmefällen Anleitungen geben, die auch zum Ziel führen.
Wie kann es klappen?
Damit alle Nutzer:innen uneingeschränkten Zugriff auf die Anbieterseiten und Apps haben, ist Barrierefreiheit notwendig. Die erhalten Webseitenanbieter:innen aber nicht durch schnelle Lösungen wie Accessibility Overlays.
Wer seine Webseite gut und übersichtlich strukturiert, auf Alternativtexte achtet, ARIA-Attribute richtig setzt und auch Subseiten konsequent strukturiert, ist auf dem richtigen Weg.
Die beste Lösung, die Barrierefreiheit zu testen, ist, Expert:innen zu beauftragen. Screenreader-Tester:innen können Webseiten, Onlineshops und Applikationen durchtesten und qualifiziertes Feedback geben. Das bringt die Win-Win-Situation: Anbieter:innen erreichen auch wirklich alle Nutzer:innen. Nutzer:innen können selbstbestimmt auf alle Angebote zugreifen.
Sie setzen auf barrierefreie Webseiten und Applikationen? Wir haben die zertifizierten Tester:innen für Sie! Schreiben Sie uns: barrierefreiheit@blindenverband.at

