BSVÖ im Fokus: Barrierefreie Weihnachtszeit? Lichterketten und Stolperfallen

Fokus Weihnachtszeit © BSVÖ
BSVÖ im Fokus: Barrierefreie Weihnachtszeit: Lichterketten und Stolperfallen. Santa Claus mit dunkler Sonnenbrille im Portrait
Alle Jahre wieder! Im BSVÖ-Fokus widmen wir uns im letzten Monat des Jahres ganz der Weihnachtszeit. Für die einen die schöne und festliche Zeit, für die anderen ein stressiges Durcheinander mit großem Konfliktpotential. Für blinde und sehbehinderte Menschen kann die sogenannte stille Zeit des Jahres zur Nervenprobe werden. Wie es um Christbaumlabyrinthe, Glitzerlichter und jede Menge neuer weihnachtlicher Stolperfallen steht, sehen wir uns diese Woche an.
Von wegen stille Zeit.
Auch wenn es nostalgische Lieder verkünden: Weihnachten hat nichts mit der geruhsamen und besinnlich stillen Zeit zu tun. Im Gegenteil beschleicht einen doch das Gefühl, dass mit Dezember überall doppelt so viele Menschen unterwegs sind. Während in Städten Kaufende neben Tourist:innen die Straßen bevölkern, spielt es sich in den Einkaufshäusern bald besonders geschäftig ab. Dazu kommen Abendveranstaltungen, vollgestopfte Restaurants und öffentliche Verkehrsmittel, in denen mehr Gedränge ist als in den restlichen Monaten des Jahres. Für blinde und sehbehinderte Menschen bedeutet ein größeres Aufkommen an Menschen aber auch immer mehr Gefahr, im Gedränge angerempelt oder direkt aus der Bahn geschubst zu werden, die Orientierung leichter zu verlieren oder schlicht und einfach anzustehen. In besonders stressigen Situationen, in denen Passant:innen es eilig haben, Besorgungen zu erledigen, bleibt oft keine Zeit für Rücksicht. Und das wirkt sich nicht besonders positiv auf ein aufmerksames Miteinander aus.
Blinken, Glitzern, Blenden
Lichterketten überall, Gefunkel in den Auslagen und ein Überdrüber an Lichtern. Was weihnachtlich aussehen und die langen dunklen Tage erhellen soll, kann für Menschen mit Sehbehinderungen zu unangenehmen Momenten des Blendens führen. Der starke Kontrast zwischen nebelig-dunklen Tagen und hellen Lichtern kann als unangenehm und störend wahrgenommen werden und die Orientierung erschweren. Gleichzeitig macht eine besonders schummrige Beleuchtung in atmosphärischen Lokalen und Geschäften ein Zurechtfinden ebenso schwierig. Stimmung ist gut und schön – eine sichere, selbstbestimmte Navigation in vernünftig ausgeleuchteten Räumen aber besser!
Halt, da ist ein Wald.
In den Städten poppen an allen möglichen Orten plötzlich temporäre Weihnachtsbaumwälder auf. Verkaufsstände begrünen so zwar kurzfristig die Straßen und Plätze, sind aber unerwartete Hindernisse, die unangekündigt im Weg auftauchen und nicht selten über taktile Bodeninformationen gestellt werden.
Hinzu kommen Schilder, Angebotstafeln oder Verkaufshütten, die heiße Maroni oder Punsch feilbieten – oftmals an ungewöhnlichen öffentlichen Orten aufgestellt und nicht zu erahnen. Für blinde und sehbehinderte Menschen wird die Orientierung dadurch nicht selten erschwert. Gepaart mit einem erhöhten Aufkommen an Passant:innen werden tägliche Wege so schnell zu anstrengenden Spießrutenläufen.
Bitte aufpassen.
Unsere Bitten, damit die Weihnachtszeit für alle entspannt bleiben kann:
Nehmen Sie auch in Stresssituationen Rücksicht auf Ihre Umgebung und bieten Sie Passant:innen Hilfe an, wenn Sie denken, dass diese erwünscht sein könnte.
Halten Sie taktile Bodenleitsysteme frei und helfen Sie mit, darauf hinzuweisen, wenn diese verstellt sind. Machen Sie Verantwortliche auf mögliche Stolperfallen aufmerksam.
Blendende Lichter oder super schummrige Beleuchtungen in Räumen erschweren Orientierung und Navigation. Bitte alle Bedürfnisse bei der Beleuchtung berücksichtigen und ein vernünftiges Mittelmaß finden, das allen Freude macht!
