Formular für Anfragen

Newsletter Anmeldung

Förderstopp für die Hörbücherei des BSVÖ besorgniserregend

  • Hörbücherei © BSVÖ

Der BSVÖ zeigt sich höchst besorgt, da eine vollständige Streichung der Mittel für die Hörbücherei des BSVÖ durch die Länder Oberösterreich und Niederösterreich zu erwarten ist.  

Seit ihrer Gründung vor 67 Jahren ist die Hörbücherei des BSVÖ eine wichtige Institution, die blinden, sehbehinderten Menschen und Personen, die keine gedruckten Texte lesen können, den Zugang zu barrierefreier Literatur ermöglicht. Der nun im Raum stehende Förderungsstopp ist eine höchst beunruhigende Entwicklung, die – so sie verwirklicht wird – zur Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen führen und einen herben Rückschritt in Sachen Inklusion und Teilhabe bedeuten würde.

Über eine Million barrierefreie Titel

Denn heute ist die spezialisierte Bücherei mit ihren Services einzigartig im Land und eine Kompetenzstelle für barrierefreie Medien. Mit einem Bestand von rund 17.000 Büchern, Hörspielen und Hörfilmen sowie dem Zugriff auf internationale Verleihkataloge, der durch kooperative Vernetzung mit etwa Bookshare USA, ABC Global Books, Buchknacker und den Hörbüchereien im deutschsprachigen Raum zustande kommt, wird den Mitgliedern ein Leseangebot von über einer Million Titeln in mehr als 90 Sprachen angeboten. Die Titel stehen als Download in einer eigens entwickelten App zur Verfügung oder erreichen die Mitglieder als CD per Post. Alle Medien sind niederschwellig erhältlich und können intuitiv genutzt werden.

Um dem Bedarf weiter zu begegnen, produziert die Hörbücherei des BSVÖ in ihren hauseigenen Studios jährlich rund 120 neue und barrierefreie Hörbücher im DAISY-Format, die nicht als kommerzielle Hörbücher verfügbar sind und somit für blinde und sehbehinderte Menschen nicht zugänglich wären.

Darüber hinaus bereitet die Hörbücherei auch Magazine und Sachliteratur barrierefrei auf, veranstaltet Lesungen vor Ort, organisiert mobile Hörstationen in Kooperation mit öffentlichen Büchereien und übernimmt wichtige Beratungs- und Sensibilisierungsarbeit, z. B. für den ORF und die in Österreich ausstrahlenden privaten Fernsehsender. Für ihre Mitglieder steht die Hörbücherei beratend und literaturvermittelnd – etwa durch das Literaturmagazin „Calliope“ – mit umfassender Expertise zur Verfügung.

Auftrag: Teilhabe, Chancengleichheit, barrierefreie Information

Die Nutzung erfüllt für alle Mitglieder somit einen wichtigen gesellschaftlichen und auch behindertenpolitischen Auftrag: gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen und dem Recht auf chancengleiche Bildung und Information nachzukommen.

Es muss auch noch einmal betont werden, dass nicht nur blinde und sehbehinderte Menschen die Services der Hörbücherei des BSVÖ vollkommen kostenfrei nutzen können. Alle Menschen, die aufgrund ihrer Konstitution kein konventionelles (also gedrucktes und gebundenes) Buch lesen können, sind mit entsprechender ärztlicher Bescheinigung berechtigt, Mitglied zu werden.

So ermöglicht die Hörbücherei des BSVÖ auch Menschen mit Lese- und Lernbehinderungen wie ADHS oder mit motorischen Einschränkungen wie MS Teilhabe und Bildungschancen.

Streichung besorgniserregend

Die Streichung der Förderung für 2026, die das Land Oberösterreich und das Land Niederösterreich in Aussicht gestellt haben, gefährdet die reibungslose Fortführung der Arbeit der Hörbücherei und stellt so eine drastische Verschlechterung der chancengleichen (Weiter-)Bildung und der soziokulturellen Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen sowie aller zugelassenen Nutzer:innen der Hörbücherei in Aussicht.

Das Argument, blinde und sehbehinderte Menschen könnten auf konventionelle Hörbücher zurückgreifen, greift auf mehreren Ebenen zu kurz. Nicht alle gedruckten Bücher erscheinen auch als Hörbuch. Tatsächlich werden nur rund 30 % aller literarischen Neuerscheinungen vertont. Bei Fachliteratur, Sachbüchern und Magazinen ist die Zahl der Vertonungen verschwindend gering. Hinzu kommt außerdem, dass viele der kommerziell produzierten Hörbücher lediglich in gekürzten, also unvollständigen Versionen erhältlich sind.

Die Hörbücherei schließt hier eine wesentliche Lücke, die auch herkömmliche Bibliotheken nicht abdecken können.

Förderungen notwendig

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich Entscheidungsträger:innen auf, ein Reevaluieren der Förderleistung in Betracht zu ziehen und auch die Dringlichkeit anzuerkennen, in Zeiten der wirtschaftlichen Belastung Menschen mit Behinderungen nicht zusätzlich in ihrer Selbstbestimmtheit zu beschneiden.

 

Rückfragehinweis:

Mag. Alexander Guano, Leiter der Hörbücherei

E-Mail:   alexander.guano@hoerbuecherei.at

Tel.:  +43 (1) 982 7584 - 239

zurück