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BSVÖ Fokus: Katastrophenfälle und Barrierefreiheit in Österreich. Sicher durch Inklusion.

  • Bsvö im Fokus © BSVÖ

In Katastrophenfällen sind Menschen mit Behinderungen größeren Herausforderungen ausgesetzt und kommen in höherem Maße zu Schaden. Damit der Katastrophenfall so gut wie möglich abgefedert werden kann, sind gut durchdachte Notfallpläne ebenso notwendig wie inklusive und barrierefreie Lösungen. Was aber braucht es, damit im Notfall niemand zurückgelassen wird?

Warnsystem für alle im Mehrsinneprinzip

Katastrophenwarnsysteme sind nur dann wirklich sinnvoll, wenn auch alle Menschen von ihnen erreicht werden. Das bedeutet, dass ein rein akustisches oder nur visuelles Signal nicht ausreicht, um alle zu warnen. Warnsysteme im Mehrsinneprinzip sind die Voraussetzung dafür, dass auch jene Menschen erreicht werden können, die etwa gehörlos, blind oder sehbehindert sind. Sirenensignale in Kombination mit Alarmstrategien, die textbasiert und barrierefrei informieren, sind eine mögliche Grundlage zur effektiven Warnung.

Informationen und Testkampagnen barrierefrei

Wenn eine Warnung erfolgt, müssen schnell Informationen abrufbar sein. Was ist passiert? Welche Auswirkungen sind zu erwarten? Was sind die Handlungsanweisungen? All dies wird im Notfall über Einrichtungen wie den öffentlich rechtlichen Rundfunk via TV, Radio oder Internet an die Bevölkerung kommuniziert. Aber auch hier gilt das Mehrsinneprinzip. Infos dürfen nicht rein visuell oder auditiv ausgegeben werden. Untertitel, Sprachausgabe, Gebärdensprache, Audiodeskription – all das sind Maßnahmen, die Informationen zugänglich machen. Auch auf Leichte Sprache soll im Notfall geachtet werden. Standardisierte Checklisten für barrierefreie Benachrichtigung sollten in allen relevanten Einrichtungen vorhanden sein, um im Notfall auf niemanden zu vergessen.

Notfallpläne

Im Katastrophenfall stehen in Österreich verschiedene Strategien bereit, um die Bevölkerung zu schützen. Aber auch wenn der Katastrophenschutz in Österreich auf Risikomanagement und Notfallplänen basiert und ein gemeinsames Vorgehen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene sicherstellen soll, sind die Pläne je nach Bundesland unterschiedlich und bedarfsorientiert erstellt. Das kann mitunter Nachteile für Menschen mit Behinderungen mit sich bringen, da unterschiedlich effektive Strategien und Erfahrungswerte vorhanden sind.

Generell gilt:

  • Risikomanagement: Die Behörden führen eine Analyse von Gefahren und Risiken durch, um ihre Katastrophenschutzpläne zu erstellen und zu aktualisieren.
  • Katastrophenschutzpläne: Auf Landes- und Bezirksebene werden Pläne für spezifische Gefahren entwickelt, die auf nationalen Risikobewertungen basieren.
  • Lokale Pläne: Gemeinden erstellen eigene Notfallpläne, die bei Bedarf angepasst oder durch Sonderpläne ergänzt werden

Viele Behindertenrechtsorganisationen sehen das Fehlen harmonisierter und nachhaltig geplanter Notfallpläne kritisch und fordern hier bessere Abstimmung.

Geschultes Personal und barrierefreie Schutzräume

Im Falle von Evakuierungen ist es notwendig, dass Menschen barrierefrei Schutzräume erreichen können und vor Ort inklusive Räume vorfinden, in denen ein selbstständiges Orientieren möglich ist. Auch die Bedeutung von geschulten Evakuationskräften, Einsatzkräften und Personal in Schutzräumen darf nicht unterschätzt werden. Nur wenn Menschen wissen, welche Unterstützung, aktive Assistenz und Hilfsmittel notwendig sind, können Maßnahmen zum Zivilschutz inklusiv umgesetzt werden. Regelmäßige gemeinsame Evakuierungsübungen sind eine Möglichkeit, zu sensibilisieren und gleichzeitig bestehende Systeme auf ihre Barrierefreiheit zu testen und Verbesserungen einzubringen.

Expertise abfragen und einbinden

In der Erstellung und Planung von Notfallstrategien und Maßnahmen, die zum Schutz der Bevölkerung dienen sollen, ist die Einbindung von Selbstvertretungs- und Behindertenorganisationen unerlässlich. Hier liegt die Expertise, die notwendig ist, damit im Notfall niemand zurückgelassen wird.

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich hat eine breite Basis an Expert:innen, die bestehende Systeme auf Barrierefreiheit testen und qualifizierte Rückmeldung geben und für neue Pläne konsultiert werden können. Hier Wissen abzufragen und gemeinsam an Lösungen für den Notfall zu arbeiten, kann im Ernstfall Leben retten.

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