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BSVÖ Mythen der Barrierefreiheit: Blinde können keinen ordentlichen Sport machen. Teil 23.

  • mythen der Barrierefreiheit © BSVÖ

Von wegen Couchpotato. Von wegen unsportlich. Nur weil der visuelle Sinn fehlt, heißt das noch lange nicht, dass Sport Tabu ist. Im Gegenteil: Blindensport erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit und hat kreative Wege gefunden, Bewegung mit Wettkampf zu verbinden. Ob im Teamsport oder als Einzelkämpfer:innen – blinde und sehbehinderte Menschen sind in vielen Disziplinen sportlich aktiv. Manchmal braucht es dafür auch keine speziellen Sportgeräte. Nur hin und wieder einen Bogen oder ein Pferd …

Es rasselt, klingelt und knallt und das in einem Höllentempo. Ringsherum stehen Fans, die anfeuern und jeden Punkt ihrer Champions mit Gejohle feiern. Die Rede ist von Showdown. Kennen Sie nicht?

Stellen Sie es sich vor wie Pingpong, nur ohne den federleichten Ball. Beim Showdown treten zwei Spieler:innen gegeneinander an und versuchen, den Ball flach unter einer Mittelbande ins gegnerische Tor eines Tisches zu bugsieren. Mit dem flachen Schläger wird der Ball nicht nur zurückgespielt, sondern auch wie mit einem Schild das eigene Tor verteidigt. Der Ball selbst wird durch lautes Rasseln angekündigt und die Spielenden müssen ihn durch eine Geräuschkulisse lokalisieren, die eine Mischung aus Rollen, Knallen und Heranbrausen ist. Was für ein Vergnügen – solange der Ball nicht die eigene Hand trifft. Aber dafür gibt es dicke Handschuhe, die sich die Spieler:innen zum Eigenschutz anlegen, bevor es losgehen kann.

Fad wird es nicht

Ähnlich wie Showdown, das 1977 von einem blinden Kanadier entwickelt wurde, gibt es eine breite Palette an Sportarten, die speziell von blinden und sehbehinderten Menschen adaptiert wurden, um auch ohne Sehsinn ausgetragen werden zu können. Blindenfußball oder auch Goalball, sprechendes Darts und Kegeln sind nur einige Beispiele dafür.  

Abgesehen davon eignen sich auch Kampfsportarten wie Judo für die Ausübung ohne Sehsinn. Wer weniger für den Nahkampf ist, kann aber auch im Zweier-Team sportlich aktiv werden. Laufen, Klettern, Paddeln und Rudern stehen hier ganz oben auf der Liste beliebter Sportarten, die im Tandem ausgeführt werden können.

Auf zu den Paralympics

Blinden und sehbehinderten Menschen stehen mehrere Bewerbe bei den Paralympics offen.  Der deutsche Behindertensportverband listet folgende Disziplinen als paralympisch:

  • ·        Blindenfußball
  • ·        Goalball
  • ·        Para Biathlon
  • ·        Para Dressursport
  • ·        Para Judo
  • ·        Para Langlauf
  • ·        Para Leichtathletik
  • ·        Para Radsport
  • ·        Para Rudern
  • ·        Para Schwimmen
  • ·        Para Ski alpin
  • ·        Para Triathlon

Es ist also für jedes Talent etwas gegeben, das die Verbindung aus Bewegung und Wettkampfgeist mit Sehbehinderung und Blindheit möglich macht.

Einfach nur zum Wohlfühlen

Natürlich muss nicht jede Person, die Sport betreibt, auch gleich zu den Paralympics antreten. Wie auch unter Menschen ohne Sehbehinderungen ist Sport für viele blinde und sehbehinderte Menschen ein willkommener Faktor, sich fit zu halten oder auch nach der Arbeit zu entspannen. Wer dazu ganz alleine ein paar Kilometer abspulen will, kann das mit Partner:innen machen oder sich im Fitnesscenter aufs Laufband schwingen. Theo M. genießt es, in seiner Freizeit im Gym zu schwitzen. Dort kennt er die Wege, macht in Spinning-Klassen mit und trainiert an den Hanteln. Die Mitgliedschaft, so Theo, hat ihm ein völlig neues Lebensgefühl beschert. Aber Wettkampftyp ist er keiner. Er macht Sport nur für sich alleine.

Anschluss finden

Gerade Teamsport bietet den Sportler:innen über die Bewegung hinaus ein großes Gemeinschaftsgefühl. Ob nun mit mehr oder weniger Körpereinsatz – Teamsport verbindet. In den Landesorganisationen des Blinden- und Sehbehindertenverbandes werden unterschiedliche Sportarten angeboten und in regelmäßigen Treffen trainiert. Wer sich aber nicht im Blindenfußball abhetzen möchte und es lieber gemütlicher, aber hochkonzentriert angeht, findet seine Freude eventuell im Kegeln, Darts oder Bogenschießen. Wer sich kräftigen und entspannen mag, ist beim Yoga gut aufgehoben. Und wer seine Gehirnzellen zum Schwitzen bringen will, kann sich im Schach üben. Die Landesorganisationen bieten allen was, unabhängig von Ausdauer und Bizepsgröße.

 

Weiterführende Links

Angebote der Landesorganisationen finden Sie unter: www.bsv-austria.at

Österreichischer Blindensportverband: https://www.obsv.at/

 

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