Tag des Weißen Stocks: Mit Punkt und Stock zur Teilhabe.
Jedes Jahr wird der 15.10. zu einem besonderen Aktionstag für eine inklusive und faire Gesellschaft – am Tag des Weißen Stocks steht Blindheit und Sehbehinderung nämlich im Mittelpunkt von weltweiten Aktionen, Sensibilisierungen und Informationskampagnen.
Punkt und Stock
Was verbindet den langen, meist weißen Taststock nun aber mit einer Schrift, die nur aus Punkten besteht? Die Antwort ist ganz einfach: Beides wird von blinden und stark sehbehinderten Menschen weltweit dafür genutzt, selbstbestimmt und sicher durch den Alltag zu kommen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Und noch etwas haben Langestock und Sechspunkteschrift gemeinsam: Beides sind lang erprobte Werkzeuge mit hohem Wiedererkennungswert. Weltweit dient der Langstock, der von blinden und stark sehbehinderten Menschen zur sicheren Navigation und Orientierung genutzt wird, so auch als Symbol mit Signalwirkung für Respekt, Rücksicht und erhöhte Aufmerksamkeit.
Auch die Brailleschrift, die auch im täglichen Leben zu finden ist, ist vielen Menschen vertraut, auch wenn sie nicht gelesen werden kann. Viele aber verbinden die Punktschrift mit Inklusion und wissen, dass sie durch Berührung gelesen werden kann.
Brailleschrift aktuell
Tatsächlich ist das Punktschriftsystem für blinde und stark sehbehinderte Menschen auch in der Gegenwart der Digitalisierung ein wichtiges Werkzeug, um zu lesen, zu schreiben und damit Zugang zu Bildung, Information und Kultur zu erhalten. Die Schrift wurde im 19. Jahrhundert von Louis Braille entwickelt und basiert auf einem System von sechs Punkten, die in unterschiedlichen Kombinationen ertastet werden können. Jede Kombination steht für einen Buchstaben, eine Zahl oder ein Sonderzeichen. Braille ist für viele die Grundlage der Alphabetisierung.
Weltweit können nach Schätzungen der Weltblindenunion zufolge mehrere Millionen Menschen Braille lesen, wobei nicht alle blinden und stark sehbehinderten Menschen auch wirklich den Zugang zum Erlernen der Punktschrift haben. Die genaue Zahl der Braille-Leser:innen schwankt, da nicht alle blinden Menschen die Schrift erlernen – vor allem nicht jene, die später blind werden. In vielen Ländern ist noch dazu der Zugang zu Braille-Materialien oder Unterricht eingeschränkt. Besonders in Ländern mit Fokus auf barrierefreie Bildungsoptionen und entsprechenden Ressourcen liegt die Quote der Leser:innen höher, während sie in Ländern, die aufgrund anhaltender Krisen, Kriegszustände oder mangelnder Bildungsressourcen eher gering ausfällt.
Barrierefreiheit nachhaltig?
Aber auch wenn Langstock und Brailleschrift einen fixen Platz als Grundlagen für sichere Mobilität und Teilhabe haben, fehlen weiterhin weltweit Maßnahmen, die tatsächlich für flächendeckende Barrierefreiheit sorgen.
Bauliche Barrierefreiheit, wie sie durch taktile Leitsysteme und Orientierungspläne, akustische Ampelanlagen, barrierefreie Arbeitsplätze und Lösungen im Mehrsinneprinzip gegeben sein könnte, fehlt in vielen Ländern und Bereichen weltweit. Auch Österreich ist hier keine Ausnahme. Der Blinden- und Sehbehindertenverband setzt sich mit seinen Landesorganisationen seit seiner Gründung vor rund 80 Jahren für die Umsetzung von Barrierefreiheit und den Abbau bestehender Barrieren ein.
Dazu braucht es aber mehr, als nur auf bestehende Missstände zu verweisen. Der BSVÖ macht deswegen die Stimmen betroffener Menschen konsequent hörbar, trägt sie gebündelt weiter zu Entscheidungsträger:innen der Politik und der Wirtschaft und bietet den aktiven Dialog und die große, verbandsinterne Expertise.
Dr. Markus Wolf, Präsident des BSVÖ dazu:
Der Tag des weißen Stocks erinnert weltweit daran, dass nur inklusive und demokratische Gesellschaftsformen auch faire Voraussetzungen für alle bieten. Chancengleichheit und gleichberechtigte Teilhabe sind die Ziele, auf die wir bauen - sie dürfen nicht durch den Ausschluss aus Entscheidungsprozessen und durch Sparmaßnahmen gefährdet werden.
Nur in der Zusammenarbeit aller Beteiligten können so Lösungen gefunden werden, die auch tatsächlich für alle sinnvoll und nachhaltig sind. Wo über die Köpfe von betroffenen Menschen hinweg entschieden wird, kann Teilhabe und Inklusion nicht gelingen.
Wenn Sie mehr über die Aktionen zum Tag des Weißen Stocks erfahren und die Landesorganisationen des BSVÖ kennenlernen wollen, so besuchen Sie uns auf www.bsv-austria.at.

