Neue Studie aus Linz: Mehrsinnesystem wichtig für blinden und sehbehinderte Fahrgästen im öffentlichen Verkehr.
Eine 2025 veröffentlichte Studie am Institut für Soziologie und der Abteilung Intelligente Transportsysteme im Rahmen des Projekts OptiPex an der Johannes Kepler Universität Linz hat die Interaktionen blinder und sehbehinderter Straßenbahnfahrgäste untersucht. Fazit: Das Mehrsinneprinzip ist grundlegend für sichere und selbstbestimmte Mobilität, die Unterstützung durch andere Menschen aber weiterhin bedeutend ist.
Die Studie, die mit sieben blinden und sehbehinderten Menschen im Alter zwischen 22 und 74 Jahren durchgeführt wurde, hatte den Fokus auf Entwicklungschancen für den öffentlichen Verkehr gerichtet.
Im Abstrakt heißt es dazu:
Die Gestaltung inklusiver öffentlicher Verkehrsdienste ist entscheidend für die Entwicklung einer modernen, barrierefreien Smart-City-Infrastruktur. Diese Studie leistet einen Beitrag zur Gestaltung inklusiver öffentlicher Verkehrsdienste, indem sie die Herausforderungen der Barrierefreiheit berücksichtigt, die sich aus soziotechnischen Systemen ergeben und daher die Integration technologischer und sozialer Lösungen erfordern.
Unter Verwendung der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) als theoretischem Rahmen und einem gemischten Methodenansatz, einschließlich Shadowing und einer Fokusgruppe, untersucht diese Studie die soziotechnischen Netzwerke, die die Barrierefreiheit für sehbehinderte Fahrgäste prägen, die die Straßenbahn in Linz, Österreich, nutzen. Es werden wichtige Dimensionen identifiziert, die die Barrierefreiheit des öffentlichen Nahverkehrs beeinflussen:
Netzwerkkonfiguration, Mobilitätsmuster, Technologieintegration und Warnsysteme. Die Ergebnisse zeigen, dass Barrierefreiheit eher aus komplexen Interaktionen zwischen menschlichen Akteuren (Fahrgäste, Personal) und nicht-menschlichen Akteuren (Hilfsmittel, Infrastruktur) entsteht als dass sie eine inhärente Eigenschaft von Verkehrssystemen ist. Digitale Technologien erfüllen mehrere Funktionen, von der Navigationshilfe bis hin zu einer umfassenderen sozialen Inklusion, obwohl die Nutzer mit der Technologie unterschiedlich vertraut sind. Die Teilnehmer betonten die Bedeutung des Zwei-Sinne-Prinzips für Warnsignale, wobei direktionale Audio- und taktile Rückmeldungen besonders wertvoll sind.
(Aus dem Englischen)
Das Fazit lautet betont die anhaltende Bedeutung sozialer Interaktionen neben technologischen Lösungen. Menschliche Unterstützung bliebe für digitale und infrastrukturelle Verbesserungen weiterhin unverzichtbar, wobei sich einer der Teilnehmenden auf einen menschlichen Begleiter verlässt, die anderen ausgefeilte Strategien entwickeln, um Mitreisende bei Bedarf einzubeziehen.
Die Abteilung Intelligente Transportsysteme arbeitet mit 10 Partnern aus 6 europäischen Ländern zusammen. Ziel ist es, den öffentlichen Verkehr bequemer und umweltfreundlicher zu machen. Das Projekt wird von der EU mit 4 Millionen Euro unterstützt.
Im Mittelpunkt steht, dass sich Fahrgäste sicherer und wohler fühlen und einfacher reisen können. Dafür werden die Fahrgäste aktiv einbezogen. Gemeinsam sollen Lösungen entwickelt werden, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind – zum Beispiel für Rollstuhlfahrer, Menschen mit viel Gepäck, Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität, Touristen oder Studierende.
Weiterführende Links
PDF der Studie (englisch): https://arxiv.org/pdf/2506.03687
Abteilung Intelligente Transportsysteme an der Johannes Kepler Universität Linz: https://www.jku.at/intelligent-transport-systems/forschung/gefoerderte-forschungsprojekte/optipex/

