BSVÖ Non-24: Wenn Schäfchenzählen nichts bringt … Teil 2
Letzte Woche berichteten wir in Teil 1 vom Wert eines guten Schlafes und von Schlafproblemen, die vor allem blinde und stark sehbehinderte Personen betreffen. Denn wer Lichtsignale nicht wahrnehmen kann, hat womöglich Probleme mit der sogenannten „inneren Uhr“ und einen verschobenen Schlafrhythmus. Wie Non-24 erkannt werden kann und welche Therapieansätze es gibt, erfahren Sie nun in Teil 2!
Wer nachts nicht durchschlafen kann oder an einem verschobenen Schlafrhythmus leidet, kann bald mit einer Reihe an Folgewirkungen zu kämpfen haben. Unkonzentriertheit, langsamere Reaktionen, Fehleranfälligkeit und Gedächtnisprobleme sind nur einige Beispiele.
Die Ursachen für schlechten Schlaf können sehr unterschiedlich sein. Bei Menschen, die keine Lichtsignale wahrnehmen können, kann der Grund aber auch ein handfester medizinischer sein. Sein Name: Der Suprachiasmatische Nukleus (SCN). Dabei handelt es sich um einen Bereich im Hypothalamus, der auch als „Master Clock“ bezeichnet wird. Er hat nämlich wichtige Steuerfunktionen. Der SCN sitzt direkt über der Kreuzung der Sehnerven und empfängt spezielle Lichtsignale aus der Netzhaut. Diese Informationen stammen von lichtempfindlichen Ganglienzellen, die besonders auf den Blauanteil des Tageslichts reagieren. Der SCN nutzt diese Signale, um den zirkadianen Rhythmus – also den rund 24-Stunden-Tag-Nacht-Zyklus – mit der Außenwelt zu synchronisieren.
Über Nerven- und Hormonsignale steuert der SCN viele Körperfunktionen: Er reguliert die Ausschüttung von Melatonin in der Zirbeldrüse. Hier wird die Körpertemperatur, der Blutdruck und der Cortisolspiegel so geregelt, dass das Einschlafen und Aufwachen gelingt. Abends veranlasst der SCN nämlich einen Anstieg von Melatonin und eine leichte Absenkung der Körpertemperatur – beides macht schläfrig. Morgens hemmt er die Melatoninproduktion und aktiviert Wachmach-Signale. So sorgt der SCN dafür, dass Schlaf- und Wachphasen zum Tageslicht passen und unser Körper im richtigen Takt bleibt.
Fehlen die Lichtsignale, kann auch der SCN nicht arbeiten. Das Ergebnis: ein gestörter Schlafrhythmus bei blinden und stark sehbehinderten Menschen, der in der Forschung als NON-24 bezeichnet und seit einigen Jahren beforscht wird.
Die folgende Checkliste kann blinden und sehbehinderten Personen einen ersten Hinweis darauf geben, ob Sie möglicherweise von Non-24 betroffen sind:
- Haben Sie Schwierigkeiten, abends einzuschlafen oder leiden Sie unter Durchschlafproblemen?
- Wachen Sie morgens erschöpft auf und fühlen sich generell, als hätten Sie nicht genug geschlafen?
- Leiden Sie an unerwartetem Einschlafen tagsüber oder fühlen Sie ein plötzliches Bedürfnis, am Tage schlafen zu wollen?
- Führen Ihre Konzentrationsprobleme im Arbeitsleben immer wieder zu Schwierigkeiten?
- Unterscheiden sich Ihre Schlafgewohnheiten erheblich von denen Ihrer Mitmenschen?
- Fühlen Sie sich aufgrund Ihres mangelnden Schlafes permanent gereizt und erschöpft?
Momentan ist das Wissen um die Krankheit und auch ihre Folgen noch kaum verbreitet. Verschiedene Selbsthilfegruppen und Pharmaunternehmen bemühen sich deswegen darum, Betroffene zusammenzubringen, zu informieren und aufzuklären.
Nachdem NON-24 als die Ursache für die Schlafrhythmusstörung erkannt wurde, kann dagegen mit verschiedenen Therapien vorgegangen werden. Schlaflabore und spezialisierte Forschungseinrichtungen unterstützen, noch gibt es aber keine lang erprobte und auf Dauer erfolgversprechende Therapie.
Verschiedene Herangehensweisen wie die eine Therapie mittels Melatonin-Rezeptor-Agonisten (als Tasimelteon zugelassen seit 2014), zeitlich gesteuerte Melatingabe, Lichttherapie, Kombinationstherapien, Verhaltenstherapie und Schlafhygiene können eine Besserung fördern.
Die seit einigen Jahren auch in Österreich verfügbare Plattform NON-24 informiert zu dem Syndrom und veranstaltet auch regelmäßig Informationsabende, an denen Betroffene und Interessierte die Möglichkeit haben, Fachpersonal Fragen zu stellen und sich tiefer zu informieren.
Wer mehr über die chronische Schlaf-Wach-Rhythmusstörung erfahren möchte, kann auch die Serviceoptionen nutzen und etwa telefonisch in Kontakt mit geschultem Fachpersonal treten.
Wählen Sie hierfür die kostenfreie Telefonnummer 00800 242424 06 (rund um die Uhr erreichbar) oder schreiben Sie per E-Mail via non24@patient-plus.com.
Weitere Infos finden Sie unter: www.non-24.at