BSVÖ-Fokus: Barrierefrei Reisen – Städtetrips. Vorteile, Nachteile, Strategien
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BSVÖ-Fokus: Barrierefrei Reisen – Vorteile, Nachteile, Strategien. Grafik von Flugzeug, Bahn und Schiff. Vorteile/Nachteile Symbol. Logo des BSVÖ.
August ist Reisezeit und unser BSVÖ Fokus ist auch auf Ferienstimmung eingestellt! Aber kann die zustande kommen, wenn man blind oder mit Sehbehinderung verreist? Welche Herausforderungen erwarten uns und welche Strategien helfen, sicher ans Ziel zu kommen? Im ersten Teil der Fokusreihe gehen wir auf (barrierefreien?) Städtetrip!
Das Reiseziel
Eine Hauptstadt mit großem Kulturangebot, guten öffentlichen Verbindungen, Parkanlagen und hoher Sicherheit. Geplant sind einige Nächte im Stadtkern in einem großen Hotel mit Museumsbesuchen, Stadtführung, Theaterabenden und einer Weinverkostung.
Vorteile von Städtereisen
- Viele europäischen Hauptstädte legen Wert auf ein inklusives Angebot für alle Bewohner:innen und Besucher:innen investieren in barrierefreie Maßnahmen wie taktile Bodenleitsysteme, akustische Ampeln oder barrierefreie Haltestellen öffentlicher Transportmittel.
- Größere Städte bieten meist Informationsangebote und Anlaufstellen, an denen gezielt nach barrierefreien Angeboten, Führungen, etc. gefragt werden kann.
- Das öffentliche Verkehrssystem von Städte ist in der Regel gut ausgebaut und lässt Reisende selbstbestimmt ans Ziel kommen. Wo Öffis fehlen, kann meist auf Taxis zurückgegriffen werden.
- Städte bieten in der Regel öffentliche Toilettenanlagen, die auch barrierefrei und kostenlos zu nutzen sind.
- Größere Hotel in Städten bieten oftmals Shuttle-Services, die Gäste direkt von Bahnhöfen oder Flughäfen abholen.
- In größeren Städten stehen die Chancen in der Regel gut, barrierefreie Angebote in Museen vorzufinden.
- Es gibt eigene Rankings, die jedes Jahr Städte für ihre inklusiven Strukturen und ihre Barrierefreiheit auszeichnen.
- In den meisten Hauptstädten finden sich lokale Selbsthilfeorganisationen für blinde und sehbehinderte Menschen, die vorab kontaktiert und um Reisetipps und Angebote angefragt werden können.
Nachteile von Städtereisen
- Hauptstädte sind oft belebt, geschäftig und nicht selten laut, vor allem in den touristischen Stadtteilen. Sich darin in Ruhe zu orientieren, kann vor allen in Hauptreisezeiten wie den Sommer- oder Weihnachtsferien zur Herausforderung werden.
- Sprachbarrieren können die Navigation und das Einholen von Informationen erheblich erschweren.
- Hohes Verkehrsaufkommen, spezielle Gefahrenpotentiale wie E-Scooter, unerlaubtes Abstellen von Gefährten auf Gehwegen oder besonders breite Straßenübergänge ohne akustische Signale
- Uneinheitliche Beschilderungen, Karten und Stadtpläne in nicht barrierefreien Formaten, visuelle Navigationshinweise und fehlende barrierefreie Informationen erschweren die Orientierung in fremden Räumen.
- Nicht alle touristischen Webseiten, Apps oder Buchungsplattformen sind barrierefrei oder können problemlos mit dem Screenreader ausgelesen werden.
- Hotels sind nicht auf blinde oder sehbehinderte Gäste eingestellt, haben keine taktilen Kennzeichnungen von Zimmern, Stockwerken oder Fluchtwegen und weisen kein geschultes Personal auf.
- Touristische Angebote sind mitunter nicht ausreichend inklusiv. Nicht immer isrt mit Braillebeschriftungen, Audioguides, taktile Bodenleitsysteme oder digitale Angeboten zu rechnen.
- Fremde Städte mit unebenen Gehwegen, fehlenden akustischen Ampeln und ungewohntem Verkehrsaufkommen können die selbstbestimmte und sichere Mobilität blinder und sehbehinderter Menschen gefährden.
- Fehlende Mobilitätsdienste und barrierefreie Informationen an Bahn- und Busbahnhöfen erschwert die Navigation.
Strategie
- Wie immer hilft gute Vorausplanung und Vorbereitung.
- Tickets im Voraus buchen und nach Möglichkeiten digital abspeichern.
- Bei der Hotelbuchung gegebenenfalls Wünsche im Voraus angeben (Abholen vom Bahnhof, Zimmer in Nähe des Aufzuges, Orientierungshilfen während des Aufenthalts).
- Ruhe muss sein. Zwischendurch Fenster planen, in denen in ruhigeren Gegenden, etwa in Parks oder am Wasser, die Geschäftigkeit der Stadt vergessen werden kann. Das hilft, neue Kräfte zu sammeln und zwischendurch zu entspannen.
- Bei Museen vorab über das Angebot für blinde und sehbehinderte Besucher:innen informieren.
- Städteinfos um Information zu inklusiven Angeboten bitten.
- Streckenpläne der Öffis barrierefrei abspeichern, Navigationssysteme rechtzeitig aktualisieren oder neu herunterladen, Adressen schon vorab in digitale Karten eingeben um sich mit den Maßstäben der Stadt vertraut zu machen.
- Erfahrungsberichte und Reisetipps bei anderen blinden und sehbehinderten Reisenden einholen, die die Stadt schon besucht haben.
- Wer nicht alleine reisen möchte oder keine passende Begleitung gefunden hat, kann sich bei verschiedenen Anbietern inklusiver Reiseangebote nach Reiseoptionen erkundigen.
- Viel Zeit einrechnen. Städtetrips können schnell zur Herausforderung werden. Schnell ist man falsch abgebogen und auf einer gänzlich falschen Route unterwegs oder findet den richtigen Bus nicht, braucht länger als geplant für Museumsbesuche und hat Probleme beim Onlinebuchen von Tickets und Timeslots. Wer seine Tage nicht zu dicht plant und Zeitpuffer einbaut, kann den Trip entspannter genießen.
- Versicherungen checken: Ist eventuelle medizinische Versorgung durch die eigene Versicherung gedeckt? Was geschieht bei einem Notfall?
Gemeinsam mehr Reisen – Reiseprojekt des BSVÖ
Nachdem unser langjähriger Projektpartner LifeEarth Reisen seit der letzten Periode nicht mehr für das Reiseprojekt des BSVÖ zur Verfügung steht, haben wir die Suche nach neuen, geeigneten Reisebüros begonnen – und freuen uns sehr, mit der Columbus Gruppe ein österreichisches Traditionsunternehmen an unserer Seite zu haben. Das Familienunternehmen zählt heute zu einem der größten Reiseunternehmen Österreichs in privater Hand und war von der Idee, Reisen für blinde und sehbehinderte Menschen anzubieten, begeistert.
Gran Canaria wartet auf Sie!
Gemeinsam wurde das Programm der schon länger geplanten Gran Canaria Reise überarbeitet, um auch wirklich ein Erlebnis für alle Sinne bieten zu können. Voraussichtlich von 19. bis 26. April 2026 starten wir unser nächstes Abenteuer und erkunden die größte der Kanarischen Inseln. Tapas, Musik, Stadtführungen, Märkte, eine Rumverkostung oder Kamelreiten stehen ebenso auf dem Programm wie Yoga am Strand oder der Besuch einer Aloe Vera Farm. Natürlich bleibt viel Zeit zum Genießen, Wandern in den Dünen oder Relaxen in den schönen 4-Sterne-Hotels mit Pool. Und selbstverständlich organisiert der BSVÖ gerne wieder Begleitpersonen für alle Reisenden mit Sehbehinderung.
Alle Details zur Reise finden Sie bald in unserem Newsletter und auf www.blindenverband.at.