BSVÖ-Fokus: Alltagsbarrieren. Hier ist mein Pincode!
Bargeldloses Zahlen ist überall. Ob beim Greissler um die Ecke oder an der Abendkassa – wer ohne Bargeld unterwegs ist, hat meist kein Problem dennoch alle Schulden zu begleichen. Auch mobile Zahlungslösungen kommen immer öfters in den Gebrauch. Für blinde und sehbehinderte Menschen können die aber zu handfesten Sicherheitslücken werden, wenn die Eingabe nur über Touchscreens funktioniert.
Mobil und mit Barrieren
Zahlungsterminals gibt es in verschiedensten Ausführungen. Manche kommen mit taktilen Zahlenfeldern, manche aber nur noch im schlanken Design mit Touchscreens. Sprachausgaben sind eine Seltenheit. Kommt es also Zahlungsvorgang, müssen blinde und stark sehbehinderte Menschen nicht selten auf die Unterstützung Dritter vertrauen, denn ein selbstbestimmtes Bedienen der mobilen Geräte ist nur dann möglich, wenn auch wahrgenommen werden kann, welche Informationen aufscheinen und welche Auswahlmöglichkeiten bestehen.
Pincode eingeben und bestätigen!
Fehlen Sprachausgabe und ein taktiles Tastenfeld, ist es ein Ding des Unmöglichen als blinder oder stark sehbehinderter Mensch zu erkennen, welcher Betrag gefordert ist und dann auch noch die Geheimzahlen zur Kartenzahlung eigenständig einzugeben.
Zeche prellen?
Was also tun, wenn eine geheime Eingabe nicht möglich ist und gleichzeitig keine Vertrauensperson in der Nähe ist, um den Zahlungsvorgang zu finalisieren? Nicht immer besteht die Option, auf Barzahlung zu wechseln. Die Situation, die durch das Fehlen von Barrierefreiheit entsteht, ist eine äußerst unangenehme und kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass Bankdaten missbraucht werden.
Vorab klären, nachher sensibilisieren
Es ist ratsam, die Zahlungsmöglichkeiten zu klären, bevor eine Leistung in Anspruch genommen wird, damit es später keine unangenehmen Überraschungen gibt. In manchen Fällen aber wird zu der Zahlung an nicht barrierefreien Zahlungsterminals keine Alternative geboten. Für blinde und sehbehinderte Menschen kann dies schnell dazu führen, einen Dienst nicht in Anspruch nehmen zu können oder die Hilfe von Anderen in Anspruch nehmen zu müssen. Wer aber gibt derart sensible Daten wie den Zahlencode der eigenen Bankkarte gerne aus der Hand? Situationen, die solches Vorgehen verlangen, müssen adressiert werden, damit an barrierefreien Lösungen gearbeitet werden kann.
An Lösungen für alle denken!
Zahlungsterminals für bargeldloses Zahlen sind für sich genommen keine schlechte Sache. Sie erleichtern den Zahlungsverkehr und bieten auch kleinen Unternehmen die Möglichkeit, bargeldlos zu kassieren. Bei vielen Herstellern aber hat sich das Bewusstsein, die Terminals so gestalten zu müssen, dass sie auch von allen Menschen bedient werden können, noch nicht so recht eingestellt. Das Fehlen von taktilen Eingabefeldern und die Bedienung über Touch-Screens bringt Barrieren mit sich, die es einem Teil der Gesellschaft unmöglich machen, selbstbestimmt und sicher zu zahlen – und das muss sich ändern.