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BSVÖ Mythen der Barrierefreiheit: wer blind ist, dem ist auch das Aussehen wurst. Teil 18

  • mythen der Barrierefreiheit © BSVÖ

Ein brauner Gürtel zu schwarzen Schuhen geht gar nicht. Und wer Jogginghosen im Alltag trägt, hat die Kontrolle über das eigene Leben verloren – so Karl Lagerfeld. Stimmt es aber, dass es blinden und sehbehinderten Menschen prinzipiell egal ist, was sie anhaben, weil sie es ohnehin nicht sehen können? Natürlich nicht. Den eigenen Kleiderkasten zu organisieren und auf die richtigen Farben zu setzen, kommt aber mit gewissen Herausforderungen …

Kleider machen (auch blinde) Leute

Ob man sich für Mode interessiert, ist typabhängig und nicht behinderungsabhängig. Ist es der einen Person wichtig, etwas herzumachen, setzt die andere vielleicht auf besonders ökologische Kleidung. Und die nächste Person möchte sich in erster Linie in der eigenen Wäsche wohlfühlen. Das Vorurteil, dass blinde und sehbehinderte Menschen kein Gespür für Mode und für ihren Kleidungsstil haben, lässt sich dennoch nicht so schnell aus der Welt schaffen.

Und die Farbwahl?

Farben spielen bei der Outfitwahl eine große Rolle und genau hier wird es mitunter herausfordernd. Wer Farben nicht oder nur kaum wahrnehmen kann, ist auf Unterstützung angewiesen, um sich nicht im Farbton zu vergreifen. Beim Einkaufen wird deswegen gerne auf sehende Begleitung gesetzt, die ein Gespür für den eigenen Geschmack hat – Online-Shopping bietet oft recht genaue Beschreibungen der Kleidungsfarben. Ist erst einmal eingekauft, helfen Ordnungssysteme dabei, die Kleidung so zu sortieren, dass sie später perfekt kombiniert werden kann.

Ordnung in Reih und Glied und Farbe

Ein gut sortierter Kleiderkasten erleichtert nicht nur das Suchen und Finden von Kleidung, sondern hilft auch dabei, einen Überblick darüber zu bewahren, was denn da alles im Kasten hängt. Ein Sortiersystem nach Farben oder jeweilige Markierungen helfen ebenso weiter, sich am Morgen nicht jedes Mal stundenlang mit der Kleidungsauswahl beschäftigen zu müssen. Hilfsmittel wie sprechende Etikettenlesegeräte sind für viele eine große Hilfe bei der Organisation des Kleiderkastens. Aber auch Stapel, die nach Farben geordnet sind, können bei einer zielgenauen Auswahl hilfreich sein.

Barrierefreie Kleidung?

Noch ist barrierefreie Kleidung ein Nischenthema, das nur von wenigen Designer:innen aufgegriffen wurde. In manchen Ausnahmefällen wird aber inzwischen auf taktile Waschzettel oder Zusatzverpackungen gesetzt, die barrierefreie Infos zu Material, Wachanleitung und Herkunft des Kleidungsstücks bereithalten. Gleichzeitig sind blinde und sehbehinderte Menschen meist sehr gut darin geübt, das rechte Gewand zu finden. Dennoch: Konzepte für mehr Barrierefreiheit sind natürlich immer willkommen!

Spieglein an der Wand

Der Kontrollblick in den Spiegel fällt für blinde und stark sehbehinderte Menschen zwar aus – das bedeutet aber nicht, dass Feedback und Selbstkontrolle nicht dennoch möglich sind.  Ob das Hemd richtig zugeknöpft ist und die Krawatte richtig sitzt, kann ebenso ertastet werden wie die Beschaffenheit von Stoffen, die auf gute Kombis schließen lässt. Kleinere Kleiderschränke mit gut kombinierbaren Teilen, die den Träger:innen bekannt sind, lassen blinde und sehbehinderte Menschen außerdem oft zu Profis werden, was das eigene Einkleiden angeht. Und auch die geschätzte Meinung von anderen kann hilfreich sein. Ob modebewusst oder nicht, wichtig ist schlussendlich, ob man sich in dem, was man trägt, auch wohlfühlt. Das kann dann auch die Jogginghose sein …

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