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Eine Zukunft ohne den Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich?

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Keine Selbsthilfeorganisationen mehr. Keine Anlaufstellen, die helfen, durch den Förderdschungel zu navigieren. Keine Interessensgruppen, die auf Rechte pochen. Keine Gremien, die sich gegen Barrieren organisieren. Keine Vereinigungen, die sich die Kehlen heiser reden, um Basisrechte durchzuklopfen. Keine Gruppierungen, die Forderungen auf Plakate schreiben und damit vor Regierungen treten. Ein Schreckensszenario? Eigentlich nicht.

Der 3. Dezember ist der Tag der Menschen mit Behinderung und ein weltweiter Aktionstag. Ein Tag, um zu erinnern, was schon geschafft wurde. Aber auch ein Tag, um den Finger in die Wunde zu legen: das Ziel einer inklusiven Gesellschaft ist noch lange nicht zu erahnen und der jetzige Streckenabschnitt scheint mühsamer und steiniger als erwartet.

Weltweit mobilisieren Behinderten- und Selbsthilfeorganisationen, Interessensvertreter:innen und Menschen der Community ihre Stimmen, um den Tag der Menschen mit Behinderungen mit Brennpunkten zu füllen. Die gibt es zu Hauf. Denn auch wenn es in manchen Ländern in gewissen Bereichen besser klappt als in anderen, existieren kaum Themen, die nicht mit Diskriminierung und Chancenungleichheit in einem Atemzug genannt werden können.

Krisenzeiten rundherum

Ein kurzer Rückblick auf die letzten Monate zeigt schnell den großen Handlungsbedarf, der in Österreich an allen Ecken herrscht: schlechtere Bildungs- und Ausbildungschancen für Menschen mit Behinderungen, größere Arbeitslosigkeit und eine nicht zu übersehende Chancenungleichheit, wenn es um den ersten Arbeitsmarkt geht, fehlende oder bundesweit ungleiche Förderlandschaften, eingeschränkte Mobilität, Ungleichbehandlungen, mangelnde Ressourcen. Und natürlich: Barrieren, Barrieren, Barrieren. Ein selbstbestimmtes Leben, das gleichberechtigt an politischen, kulturellen, gesellschaftlichen Prozessen teilhaben kann, ist nicht gegeben.

Gehört und gesehen werden

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich ist mit seinen sieben Landesorganisationen in ganz Österreich vertreten und hat seit über 75 Jahren alle Hände voll zu tun. Langjähriger Präsident Dr. Markus Wolf bringt es auf den Punkt: „Der Verband ist viel mehr als nur die politische Vertretung der blinden und sehbehinderten Menschen in Österreich. Wir helfen zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Und wir helfen dort, wo sich Menschen oft in einer als hilflos empfundenen Situation wiederfinden."

Gegen Barrieren

Jene Situationen gibt es genug. Gleichzeitig werden blinde und sehbehinderte Menschen viel zu selten in Entscheidungsprozesse mit eingebunden. Etwa wenn es darum geht, neue Prozesse, Services oder auch Räume zu planen, entstehen neue Barrieren oder werden alte nicht abgerissen. DI Doris Ossberger von der Kompetenzstelle für Barrierefreiheit des BSVÖ hält dazu fest: „Personen, die meinen zu wissen, was Barrierefreiheit ausmacht, gibt es wie Sand am Meer. Der BSVÖ kann als Selbsthilfeorganisation aber auf die zahlreichen Erfahrungen aus dem Alltag seiner Mitglieder und Mitarbeiter:innen zurückgreifen. So können wir herausfinden, was für blinde und sehbehinderte Menschen wirklich wichtig ist und uns dafür gezielt einsetzen.“ Durch die Projektarbeit an DANOVA, an der der BSVÖ seit November 2020 federführend beteiligt ist, werden neue barrierefreie Räume entlang des Donaustroms erschlossen und gleichzeitig die Stimmen blinder und sehbehinderter Menschen gehört und berücksichtigt.

Stadt, Land, Kontinent

Die Expertise, die der BSVÖ und seine Landesorganisationen bieten können, sind wichtige Bausteine in der Verbandsarbeit. So wirkt der Verband auf nationaler, aber auch regionaler Ebene und hält direkten Kontakt zu den zahlreichen Mitgliedern. Neben Informationsangeboten und direkten Hilfeleistungen sind die Landesorganisationen somit auch wichtige soziale Netzwerke, die gemeinsame Aktivitäten ebenso organisieren, wie sie lokale Problemstellen effektiv aufzeigen. Die österreichweite Präsenz des Verbandes erlaubt es somit, direkt mit denjenigen in Kontakt zu treten, die nach gezielter Information, sicherer Unterstützung oder nach vertrautem Austausch suchen.

Der BSVÖ ist auf nationaler Ebene ein gut vernetzter Partner – aber auch darüber hinaus bringt sich der BSVÖ im täglichen Kampf um gelebte Menschenrechte tatkräftig ein.

Mag. Stefanie Steinbauer vom Referat für internationale Zusammenarbeit des BSVÖ weiß: „Viele unserer täglichen Probleme müssen mittlerweile im Gefüge der Europäischen Union oder darüber hinaus gelöst werden. Der BSVÖ ist die einzige Blinden- und Sehbehindertenorganisation in Österreich, die sich deshalb auch auf europäischer und internationaler Ebene für die Rechte blinder und sehbehinderter Menschen einsetzt.“

Zukunft ohne Forderungen?

Kehren wir noch einmal zurück zum Anfang. Wie wäre es, keinen Bedarf mehr an Selbsthilfeorganisationen und an Demonstrationen, an organisierten Gruppen und engagierten Privatpersonen zu haben? Dann wäre das Ziel einer rundherum inklusiven und für alle zugänglichen Welt erreicht. Dass diese Vorstellung utopisch ist und wenn überhaupt, dann voraussichtlich erst in weiter Zukunft erreicht werden kann.

Bis dahin bleiben auch der BSVÖ und seine Landesorganisationen und werden weiter täglich dafür eintreten, dass die Rechte blinder und sehbehinderter Menschen umgesetzt werden. Bis dahin sind wir weiter für jede Person da, sie sich an uns wendet. Versprochen.

 

 

 

 

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