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Erzählen statt Zeigen - Audiodeskription

"Der Durchblick"-Auskoppelung im Fokus

  • Fernsehen © Phillip Goldsberry/unsplash

Ja, viele blinde und sehbehinderte Menschen interessieren sich für die neuesten Kinofilme und für das Fernsehprogramm, genießen den Grusel von Horrorfilmen oder werden zu Serien-Junkies. Und ja, TV und Kino ist auch für diejenigen da, die blind oder sehbehindert sind. Das Zauberwort in der Umwandlung von rein visueller zu barrierefreier Information heißt: Audiodeskription.

Ob sich nun eine Romanze zwischen den Hauptdarsteller_innen anbahnt, ein Mord geklärt werden muss oder ein Dinosaurier aus seinem Gehege bricht, Audiodeskription ist das Verfahren, bei dem zwischen Sprechpausen des Films geschildert wird, was eben vor sich geht. Visuelle Information wird somit in eine Erzählung umgewandelt, die es ermöglicht, dem Inhalt zu folgen.

Nicht nur Filme, auch TV-Serien, Dokumentationen oder Liveübertragungen können mit Audiodeskription versehen werden. Der Live-Kommentar bei Sportveranstaltungen oder Society-Events lässt zeitgleich am Geschehen teilhaben, die akustische Bildbeschreibung in Hörfilmen eröffnet eine neue Ebene der Erzählung.

Gut, aber zu wenig.

Aber obwohl Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen ein grundlegendes Werkzeug am Weg zur gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe und zur Beschaffung von Informationen ist, lässt das österreichische Angebot immer noch zu wünschen übrig.

Am 5. Mai 2010 trat eine Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste 2010/13 in Kraft – sie regelte die EU-weite Koordination der Gesetzgebung aller Mitgliedsstaaten im Bezug auf audiovisuelle Medien. 2018 trat die überarbeitete Richtlinie (die AVMD 2018/1808) in Kraft. Diese beinhaltet neben einem verstärkten Kinderschutz und dem Verbot von Hassreden und Diskriminierungen auch, dass Medienbetreiber ihre Dienste laufend und kontinuierlich immer zugänglicher gestalten sollen. Bis zum 19. September 2020 mussten die verabschiedeten Änderungen umgesetzt werden.

Stand der Dinge

Der ORF verpflichtete sich im Etappenplan 2010-2014 zum Ausbau der Audiodeskription und einer jährlichen Steigerung von 10%. Am Anfang standen 450 Programmstunden, die audiodeskribiert wurden, 2015 waren es 1.054 und 2019 schließlich 1.436 Stunden. Der Prozentsatz, der sich für alle Fernsehprogramme des ORF (ORF 1, ORF 2, ORF III und ORF Sport+) ergibt, liegt bei gerade einmal 4%. Dies ist nicht nur im europaweiten Vergleich, viel zu gering. Kommerzielle Sender warten mit noch weniger Programmstunden auf.

Barrierefrei bis 2030?

Der BSVÖ betonte in einer Stellungnahme zum Ministerialentwurf betreffend das Bundesgesetz zur Änderung des Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes, des KommAustria-, ORF- und des Privatsendergesetzes die Wichtigkeit konkreter Steigerungsquoten der Audiodeskription bis zum Jahre 2030. In der Stellungnahme wird eine Steigerung des barrierefreien Programms für blinde und sehbehinderte Menschen bis 2025 auf 25% vorgeschlagen, danach soll eine jährliche Steigerung von 15% bis zum Jahr 2030 geschehen. Der BSVÖ bemängelt auch, dass private Medienanbieter keine Fortschritte in der Barrierefreiheit erzielen müssen, wenn deren Umsätze über zwei Jahre hinweg zu gering bleiben. Die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen darf keine Kostenfrage und Soll-Bestimmung bleiben.

Mehr Lesestoff

Sie möchten noch mehr schmökern? Unter diesem Link gelangen Sie zur Gesamtausgabe des Verbandmagazins "Der Durchblick" des 2. Halbjahres 2020: https://www.blindenverband.at/de/information/durchblick/archiv/959/Der-Durchblick-2020

Es steht Ihnen der Download als PDF, als Rohtext und auch als Audiofile (MP3) zur Verfügung!

Wenn Sie das Verbandsmagazin abonnieren möchten, so schreiben Sie bitte an: pr@blindenverband.at und lassen Sie uns wissen, in welcher Form (Schwarzdruck, Braille, DAISY) Sie es gerne nach Hause geschickt bekommen würden!

Viel Spaß beim Lesen!

 

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