Formular für Anfragen

Newsletter Anmeldung

AMBAVis

Zugang zu Museen für blinde und sehbehinderte Menschen durch 3D-Technologie

  • AMBAVis Logo © AMBAVis

Museen sind ein essentieller und wertvoller Bestandteil der europäischen Kulturlandschaft. Da sie vor allem auf den Sehsinn fokussieren, sind blinde und sehbeeinträchtige Menschen jedoch von vielen musealen Angeboten ausgeschlossen. Die Entwicklung innovativer 3D-Technologien und multi-sensorischer Methoden hat in der vergangenen Zeit allerdings Möglichkeiten eröffnet, mit deren Hilfe museale Ausstellungsobjekte und Bilder auch blinden und sehbeinträchtigen Menschen zugänglich gemacht werden können. Das Projekt AMBAVis versteht sich als treibende Kraft zur Weiterentwicklung und Verbreitung taktiler und auf 3D-Technologien basierender Vermittlungspraktiken in Museen, um den kulturellen Zugang von Blinden und sehbeeinträchtigten Menschen zu verbessern. Erfahren Sie unter den nächsten Menüpunkten alles Wissenswerte rund um das Projekt!

Hintergrund

Warum AMBAVis?

 

Museen sind ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Kulturlandschaft. Sie fungieren als Bewahrer des kulturellen Erbes, stellen aber auch eine wichtige Plattform für zeitgenössische Ausdrucksformen dar. Da Museen vor allem auf den Sehsinn fokussieren, sind blinde und sehbeeinträchtige Menschen jedoch von vielen musealen Angeboten ausgeschlossen. Museen in ihrer zunehmenden Rolle als Orte des informellen Lernens und damit verbundener Vermittlungsangebote sind für blinde und sehbehinderte Menschen ebenfalls nur sehr eingeschränkt nutzbar. Die Entwicklung innovativer 3D-Technologien und multi-sensorischer Methoden hat in der vergangenen Zeit allerdings völlig neue Möglichkeiten eröffnet, museale Ausstellungsobjekte und Bilder auch blinden und sehbeinträchtigen Menschen zugänglich zu machen. Einige und immer mehr Museen in Europa machen von diesen Möglichkeiten bereits – in unterschiedlichem Grad – Gebrauch, stehen aber bei der Verwirklichung derartiger Projekte oftmals finanziellen, technischen und organisatorischen Hindernissen gegenüber. Museen, die diese Herausforderungen trotzdem meistern und Projekte oder Teilprojekte umsetzen konnten, haben jedoch äußerst positive Rückmeldungen von blinden und sehbehinderten Museumsbesuchern erhalten. Und genau hier setzt das Projekt AMBAVis an.

Projektbeschreibung

Was passiert bei AMBAVis?

 

Im Rahmen des vom Programm ERASMUS+ der Europäischen Kommission geförderten Projekts AMBAVis werden bereits bestehende Technologien evaluiert als auch neue entwickelt, die sich zur Herstellung von taktilen und dreidimensionalen Museumsobjekten für blinde und sehbeeinträchtige Menschen eignen. Ziel ist es, die Benutzerfreundlichkeit der Objekte zu verbessern als auch kosteneffizientere Herstellungs- und Interventionsmethoden zu entwickeln. Im Rahmen des Projekts kommen drei verschiedene Technologien zum Einsatz:

  • 3D-Nachbildung,
  • Virtuelle Modellierung, die mittels einer speziellen Technologie betastet werden kann und
  • Reliefdruck auf wiederverwendbarem Medium.

Der Vergleich der Technologien soll einerseits kosteneffizientere Herstellungsmöglichkeiten und damit leistbare Alternativen zu den derzeit bestehenden Möglichkeiten für Museen aufzeigen. Andererseits werden die mit den jeweiligen Technologien erzielbaren Ergebnisse unter Einbeziehung von blinden und sehbehinderten Menschen auf ihre Akzeptanz und Benutzerfreundlichkeit getestet.

Die Verbesserung des Zugangs zu Museen für blinde und sehbehinderte Menschen ist eine facettenreiche Aufgabe, die viele Bereiche berührt. Dementsprechend verfolgt AMBAVis einen interdisziplinären Ansatz und nähert sich diesem Thema über technologische und museale Fragestellungen hinaus auch von der rechtlichen und ökonomischen Seite. Zum einen wird das urheberrechtliche Umfeld, Voraussetzungen und Beschränkungen, analysiert, das im Zuge der Umsetzung derartiger Projekte eine Rolle spielt und beachtet werden muss. Zum anderen werden im Rahmen einer Impactanalyse die ökonomischen Effekte von taktilen und 3D Modellen in Museen dargestellt, um zu zeigen, dass diese Projekte nicht nur Kosten, sondern neben vielem anderen auch auf ökonomischer Ebene einen Mehrwert nach sich ziehen.

Ansprechpartnerin und Projektleiterin für den BSVÖ ist Mag. Stefanie Steinbauer.

Technologien und taktile Modelle

Wie funktioniert AMBAVis?

 

Es werden verschiedene taktile Modelle hergestellt und dabei jeweils unterschiedliche Technologien angewendet. In einem zweiten Schritt werden die jeweiligen Modelle gemeinsam mit blinden und sehbehinderten Menschen auf ihre haptische Brauchbarkeit geprüft und miteinander verglichen. Dadurch wollen wir ein besseres Verständnis dafür entwickeln, welche Technologien sich für den Gebrauch durch Blinde und sehbehinderte Menschen eignen. Ein Vergleich der Produktionsprozesse soll darüber hinaus einen Beitrag dazu leisten, kosteneffizientere Herstellungsmethoden als die bisher verfügbaren zu eruieren.
Die im Projekt untersuchten Darstellungsmethoden sind:

  • 3D-Repliken: Die dreidimensionale Nachbildung gescannter Objekte ist die herkömmlich verwendete Methode. 3D-Repliken verfügen über hohe haptische Qualitäten. Allerdings muss jede Replik physisch hergestellt werden, was hohe Produktions- und mitunter Lagerungskosten nach sich zieht.
     
  • Virtuelle haptische Modelle: Diese Methode eröffnet die Möglichkeit, ein Objekt nur über dessen digitalen Scan physisch wahrnehmen zu können, ohne das Objekt materiell tatsächlich herstellen zu müssen. Im Rahmen von AMBAVis wir diese Technologie in Form der Schnittstelle ProbosTM verwenden: Sie versetzt Nutzerinnen und Nutzer in die Lage, digitale Museumsobjekte in einer virtuellen, dreidimensionalen Umgebung zu berühren. Zusätzliche Multimediainformationen dienen als Unterstützung dabei, mit dem digitalisierten Objekt in näheren Kontakt zu treten und mehr über dessen Form und Charakteristik zu erfahren.
     
  • Reliefdruck: Als einen Kompromiss zwischen teuren 3D-Repliken und der rein virtuellen Haptik, die zudem nur auf einem einzigen Kontaktpunkt basiert, soll ein Prototyp eines Reliefdruck-Mediums entwickelt werden. Dadurch sollen die Vorzüge der beiden vorgenannten Technologien vereint werden: Ein Reliefdrucker kann ein haptisches Relief gescannter Objekte on-demand drucken, das physisch berührt werden kann. Das so gedruckte Relief kann jederzeit gelöscht und ein neues auf das Printmedium gedruckt werden.

     
  • Finger-tracking-Prototyp: Für blinde und sehbehinderte Museumsbesucher ist es sehr hilfreich, wenn tastbare Objekte mit zusätzlichen Informationen ergänzt werden. Beispiel dafür sind positionsspezifische Audio-Kommentare, die bei der Berührung bestimmter Bereiche automatisch ausgelöst werden. Nach heutigem Stand der Technik werden dazu Berührungssensoren verwendet, die in die haptischen Ausstellungsstücke integriert sind. Dieser Ansatz hat sich zwar als nützlich erwiesen und der jeweilige Content kann auch aktualisiert werden, die Sensoren müssen dazu aber in das Ausstellungsstück eingebaut werden. Um ein Herumhantieren an Ausstellungesstücken zu vermeiden und gleichzeitig eine größere Flexibilität bei den vermittelten Inhalten zu erreichen, soll eine digitale Berührungsschnittstelle entwickelt werden, die ohne Veränderungen am Ausstellungsobjekt funktioniert.

Projektpartner

Wie setzt sich das Konsortium zusammen?

Economica

Economica ist ein unabhängiges Institut für Wirtschaftsforschung mit Sitz in Wien. Es realisiert nationale wie internationale Antrags-, Auftrags- und Programmforschungsagenden und stellt die Analyse und Gestaltung des wirtschaftlichen Strukturwandels in den Mittelpunkt seiner Forschungsagenden. Ein Schwerpunkt des interdisziplinär ausgerichteten Instituts sind darüber hinaus kulturrechtliche und kulturökonomische Fragestellungen.

Manchester Museum

Das Manchester Museum ist das größte universitäre Museum Großbritanniens mit etwa 4 Millionen Ausstellungsobjekten und Exemplaren aus den Bereichen Natur- und Kulturgeschichte. Es nimmt als öffentliche Einrichtung eine wichtige Funktion ein, die zahlreiche und abwechslungsreiche Angebote für Schulen, Familien und Erwachsene anbietet und dadurch ein breites Publikum aus dem Großraum Manchester City erreicht. Einen Schwerpunkt des Manchester Museums bilden Publikumsgruppen, die schwerer zu erreichen sind wie etwa Menschen mit gesundheitlichen Problemen, Langzeitarbeitslose, sozial benachteiligte Gruppen und Menschen mit Behinderungen. Das Museum ist zudem renommiert für seine innovative und experimentelle Arbeitsweise, die in enger Verbindung mit seiner Eigenschaft als universitäre Einrichtung steht.

Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV)

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. ist die maßgebliche Vereinigung für blinde und sehbehindere Menschen in Deutschland. Der DBSV ist der nationale Dachverband von 20 Landesvereinen und vertritt die Interessen von insgesamt etwa 645.000 blinden und sehbehinderten Menschen. Darüber hinaus zählt der DBSV deutschlandweit 35 gemeinnützige Organisationen zu seinem Mitgliederkreis, die als kooperative Mitglieder spezifische Aufgaben übernehmen. Der DBSV verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke mit dem Ziel, die soziale Stellung blinder und sehbehinderter Menschen zu verbessern und deren Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Auf internationaler Eben ist der DBSV als Mitglied bei der Europäischen Blindenunion und bei der Weltblindenunion aktiv.

Trnka n.o.

Trnka n.o. ist eine gemeinnützige Organisation in Bratislava, die im Bereich Forschung zu und Herstellung von akustischen Bildbeschreibungen und Audiodateien für blinde und sehbehinderte Menschen tätig ist.  Des weiteren setzt sich Trnka, n.o. zur Aufgabe Menschen mit Behinderung kulturelle Bildung zu ermöglichen und dies nicht nur mit Hilfe von Audio Kommentaren sondern auch durch spezielle Aus- und Weiterbildungsprogramme spezialisiert auf 3D-haptische Hilfsmittel.

Österreichische Galerie Belvedere

Das Belvedere beherbergt die bedeutendste Sammlung österreichischer Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ergänzt durch Werke internationaler Künstler. Als Teil der Sammlung „Fin de siècle“ zeigt das Obere Belvedere die weltweit größte Gustav Klimt-Gemäldesammlung. Sowohl das Obere wie auch das Untere Belvedere sind durchgehend barrierefrei zugänglich. Unter dem Motto Nichts für Menschen mit Behinderung, ohne Menschen mit Behinderung wurden die barrierefreien Kunstvermittlungsangebote in enger Zusammenarbeit mit betroffenen Expertinnen und Experten entwickelt. Berühren ausdrücklich erwünscht heißt es bei Anders Sehen-Führungen für blinde und sehbeeinträchtige Besucher. Ergänzend zum taktilen Erlebnis eröffnen ausführliche Beschreibungen zu den Künstlern, ihrer Arbeitsweise und den Objekten ein vollkommen neues Erleben von Gemälden und Skulpturen. Zu den beliebtesten Führungsthemen zählen Gustav Klimts Hauptwerk: Der Kuss und Ferdinand Georg Waldmüller und seine Zeit. Zudem gibt das neue Tastmodell des Oberen Belvedere den Besuchern Gelegenheit Aufbau und Oberflächenstruktur des Schlosses taktil zu erfahren.

Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung (VRVis)

Die VRVis Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung Forschungs-GmbH ist eine international anerkannte und Österreichs führende Einrichtung für anwendungsorientierte Forschung im Bereich Visual Computing. Visual Computing (Visualisierung, Rendering, Visual Analytics, Computer Vision und Virtual Reality)  ist längst zu einer Schlüsseltechnologie in Wirtschaft und Gesellschaft geworden. Die übersichtliche Aufbereitung von immer größeren Datenmengen sowie die Erstellung digitaler Klone von realen Objekten, ermöglichen einen effizienten Umgang mit Informationen und eröffnen neue Forschungsfelder, Produktionsmethoden und Arbeitsweisen. Technologietransfer von der Wissenschaft zur Wirtschaft ist für VRVis kein Schlagwort, sondern Programm. Neben einem soliden Fundament an Grundlagenforschung versteht sich VRVis als Brücke zwischen Forschung und Industrie und führt für zahlreiche Industriepartner angewandte Forschung durch und sorgt für gemeinsame Produktentwicklungen.

zurück